Gilching:Buchstabensalat

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Kabarettist Sven Kemmler strapaziert die Lachmuskeln mit seinem Programm "Englischstunde". (Foto: Nila Thiel)

Sven Kemmler: Englisch ist so leicht wie Lego spielen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Gilching

Wenn es um völkerverbindende Verständigung geht, ist der Deutsche ja ein wenig kompliziert. Bevor er ein Wort benutzt, das er nicht richtig aussprechen kann, sagt er lieber nichts. Es könnte ja jemand zuhören, der die Fremdsprache besser spricht als man selbst oder zumindest so tut. In seinem Programm "Englischstunde" gibt Sven Kemmler Tipps, wie man sich gegen diese besserwisserischen Zeitgenossen wehren kann und zeigt, wie man Hemmschwellen abbaut. Seiner Meinung nach ist Englisch so leicht wie Lego spielen. Am Anfang packt man die großen Steine aufeinander. Dann geht man zu den kleineren über und am Ende kann man sogar das komplizierte Piratenschiff mit 9000 Teilen aus der Profi-Lego-Serie zusammensetzen. Bei seinem Auftritt am Donnerstag in Monis Brettl in Gilching gab er einen Englischlehrer ab, wie ihn sich sicherlich so manche Schüler wünschen, kurzweilig und witzig.

Mit mehreren Aussprache-Varianten kommt selbst derjenige durch, der ein eher mangelhaftes Englisch spricht. Davon ist Sven Kemmler überzeugt. Man könnte sich ein Beispiel am Thailänder nehmen, der die kompliziertesten Sachverhalte erklären könne bis hin zum kategorischen Imperativ, auch wenn er nur wenige englische Wörter beherrsche. Der Kabarettist aus München spricht fünf Dialekte und acht Akzente fließend. Damit werde alles ganz einfach. Man muss nur den Akzent wechseln, also statt der deutschen Aussprache einmal wie ein Japaner sprechen oder wie ein Franzose. Beim italienischen Einschlag beispielsweise ("klingt etwas mafiös") glauben die Leute, man verstehe etwas vom Essen, obwohl man Englisch spricht. Der Bayer versucht es am besten mit dem schottischen Akzent. "Schottisch ist wie deutsches Englisch", erklärt Kemmler. Schottisch hören und es nicht verstehen, ist wie seine Brille suchen und nicht finden, weil man sie bereits aufhat. Für die Franken sei das geradezu ein Traum. Wie im bairischen Dialekt solle man sich vorstellen, dass man versucht zu lächeln, während man sehr stark friert. Die richtige Mundhaltung ist ebenfalls wichtig und der Rhythmus. Dazu muss man nur die Melodie auf einer Tuba imitieren. Der Südstaaten-Dialekt lässt sich von einem Bayern besonders leicht erlernen; denn er hat eine große Ähnlichkeit mit dem bairischen Dialekt. Man muss sich nur vorstellen, man habe eine heiße Kartoffel im Mund und dazu spielt die eiernde Schallplatte mit Country-Musik. Die Südstaatler legen aber großen Wert auf Höflichkeit, fährt Kemmler fort mit seinen Ratschlägen. Man dürfe auf keinen Fall das Wort "fuck" in den Mund nehmen, während im urban American Englisch mit diesem kleinen Wort sogar ganze Dialoge möglich sind.

Kemmler ist ein perfekter Stimmenimitator. Er schlüpft in verschiedene Rollen und hat eine Menge unterschiedliche Sprachmuster drauf, die er mit den Besonderheiten von Mimik und Gestik mischt. Köstlich ist die Szene aus Romeo und Julia, in der er im blitzschnellen Wechsel erklärt, was Shakespeare dem 17-Jährigen im besten Oxford Englisch in den Mund legt und was ein italienischer Ragazzo im richtigen Leben sagen würde.

Bei Kemmler wird Sprache zum reinen Spaß. Doch Vorsicht: Zur Nachahmung in der Schule ist sein Unterricht nicht zu empfehlen.

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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