Gilching:Aus Hotel könnte Flüchtlingsunterkunft werden

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Das Hotel Thalmeier ist geschlossen, zwei Läden wurden gekündigt. (Foto: Thiel)

Nach dem Verkauf des Geschäftsgebäudes an eine Projektgesellschaft ist die künftige Nutzung unklar

Von Christian Deussing, Gilching

Das Drei-Sterne-Hotel Thalmeier in der Sonnenstraße 55 in Gilching gibt es nicht mehr. Eigentümer Harald Thalmeier hat die Herberge und das gesamte Gebäude mit zwei Geschäften und einer Postfiliale an die "Projektgesellschaft S 55 mbH" in Gräfelfing verkauft - im Glauben, dass das Hotel weitergeführt wird. Doch nun soll der Gebäudekomplex offenbar in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt werden. Damit habe er nicht gerechnet, sagte auf Anfrage der bisherige Eigentümer. Das sei so nicht von ihm bei dem Verkauf einkalkuliert gewesen, betont der 71-jährige Gilchinger, der das Hotel drei Jahrzehnte geführt und nach eigenen Angaben aus Altersgründen aufgegeben hat.

Die Projektgesellschaft ist erst wenige Tage vor dem Erwerb der Immobilie vor drei Monaten gegründet worden. Geschäftsführer sind der Zahntechnik-Laborinhaber Klaus-Dieter Trampert und Rechtsanwalt Michael Borbe, ein Spezialist für Bau- und Immobilienrecht. Die neuen Eigentümer haben an Silvester den Inhabern der Fahrschule Nimmrich und des Friseursalons "Studio 84" gekündigt, weil sie für diese Liegenschaft besondere Pläne haben. Seit Kurzem liegt dem Landratsamt Starnberg ein Antrag auf eine Nutzungsänderung vor, aber ohne Angaben zum möglichen Vorhaben für das zweigeschossige Gebäude mit Tiefgarage.

"Ich bin von der Kündigung geschockt, das trifft mich hart", sagt Friseurmeister Ivica Rasic. Der 31-jährige Geschäftsinhaber will sich gegen den Rauswurf wehren, auch wenn er erst zum 31. August ausziehen müsste. Rasic hat bereits einen Anwalt eingeschaltet, der die Chancen ausloten soll. Völlig überrascht wurde auch Michael Nimmrich von der neuen Entwicklung. Der Fahrlehrer ist seit 21 Jahren in dem Gebäude ansässig. Der 49-Jährige hat schnell gehandelt und wird vom 1. März an seine Fahrschule in der Karolingerstraße betreiben. "Ich habe Glück gehabt, etwas gefunden zu haben", berichtet Nimmrich.

Noch ungewiss ist dagegen, ob die Postfiliale bleiben kann. In Kürze gib es darüber ein Gespräch zwischen der Post AG und dem neuen Eigentümer. "Wir hoffen dann zu erfahren, woran wir sind", sagt Postsprecher Dieter Nawrath. Ansonsten müsse man sich einen neuen Standort in dem Gilchinger Viertel für die Postfiliale suchen, um den "Versorgungsauftrag zu erfüllen", erläutert der Sprecher.

Noch sei keinerlei Entscheidung getroffen worden, sagte Eigentümer Borbe auf Anfrage der SZ. Es gebe Optionen, die es zu prüfen gelte: Eine Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu schaffen, Altenpflege oder Frauen mit und ohne Kindern einen Zufluchtsort vor häuslicher Gewalt zu bieten. Am liebsten wäre Borbe nach eigenem Bekunden zunächst gewesen, einen Betreiber für das Hotel zu finden. Doch ihm sei auch der anderweitige Bedarf - zum Beispiel an Mietwohnungen - bewusst. Der Rechtsanwalt geht davon aus, dass spätestens im Mai geklärt ist, wie das Gebäude künftig genutzt wird.

Jedenfalls musste der ehemalige Hotelier Thalmeier schon sehr vielen Stammgästen, überwiegend Geschäftsleuten, absagen. "Das habe ich sehr bedauert", erzählt der Gilchinger.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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