Gilching:Alles elektrisch

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So jung und schon auf einem schnittigen Gefährt: Der vierjährige Jakob darf beim Elektromobilitätstag in Gilching das Kinderquad probe fahren. Und auch seine kleine Schwester Amelie darf mal mit aufsteigen. (Foto: Arlet Ulfers)

E-Autos, E-Quads, E-Fahrräder, E-Segways und sogar E-Kinderquads: Beim Elektro-Mobilitätstag vor dem Rathaus Gilching ist jede Menge geboten. Dennoch rollen nur wenige Stromautos durchs Fünfseenland

Von Patrizia Steipe, Gilching

Der rote Sportflitzer der Marke "Tesla" hatte es den beiden 19-Jährigen angetan. Eifrig tippte Benedikt von Perger in sein Handy und rechnete die Verbrauchswerte aus. Auf das Jahr gesehen wäre das Elektro-Fahrzeug unschlagbar günstig, aber was die Anschaffung betrifft -"unbezahlbar", so Daniel Hautsch. Auch die beschränkte Reichweite war für die Jugendlichen ein Negativkriterium. Falls sie sich ein Auto anschafften, werde es doch wohl ein gebrauchter Benziner sein, erklärten die beiden. "Es gibt zu wenige Modelle von großen Herstellern auf dem Markt", stimmte Tesla-Store-Manager Robert Engler zu. Das müsste sich ändern, um mehr Autos auf die Straße zu bringen.

An diesem Tag wimmelte es aber nur so vor E-Fahrzeugen. Beim Elektro-Mobilitätstag vor dem Gilchinger Rathaus hatten zahlreiche Aussteller ihre elektrisch betriebenen Autos, Roller und Fahrräder mitgebracht. Auch Landrat Karl Roth, seine Behörde hatte gemeinsam mit der Gemeinde Gilching den Erlebnistag organisiert, hatte in den Fuhrpark sein E-Dienstfahrzeug eingereiht "Elektromobilität erfahren" lautete das Motto.

Für Franzi war Elektromobilität Alltag. Gelangweilt reckte die Mopshündin ihren Kopf aus dem Gepäckkörbchen. Kaminkehrermeister Andreas Raschke hatte sein Lastenrad, auf dem neben Hundekorb auch die ausfahrbare Leiter und der Werkzeugbox Platz hatten, vorgestellt. "Ich fahre seit sieben Jahren elektrisch", erklärte er. Das sei nicht nur günstig, auch das lästige Parkplatzsuchen hat damit ein Ende. "Jetzt bräuchte ich nur ein durchgängiges Radwegenetz", meinte er.

Aus dem zögerlichen Kaufverhalten der Verbraucher hat der Berger Arthur Dornburg von der Firma Bluemove Mobility seine Geschäftsidee entwickelt. Sein Unternehmen vermietet E-Fahrzeuge. Allerlei E-Quads, E-Klappräder, E-Segways und sogar E-Kinderquads hatte er nach Gilching mitgebracht. "Wir haben es zum ersten Mal geschafft, die Top-Marken auf den Mobilitätstag zu holen", freute sich Verkehrsmanagerin im Landratsamt Susanne Münster. Dass vergleichsweise wenige E-Fahrzeuge durch den Landkreis rollten, störte sie nicht: "Mit der E-Mobilität geht es in die richtige Richtung", versicherte sie. Ein paar Schritte weiter wurde der BMW I 8, mit seiner Chassis aus Carbon und dem exklusiven Design bewundert. "Ein Hybrid", klärte Verkäufer Johannes Ganslmaier auf. "Das wäre genau der Richtige für mich", schwärmte er. Zwischen seinem Zuhause und der Arbeitsstätte würden nämlich nur wenige Kilometer liegen. Die sechsstellige Summe, die der Wagen kostete, sei allerdings eine unüberwindbare Hürde. Eine vergleichsweise günstige Alternative stellten die E-Bikes dar. "Hier beträgt die Reichweite heute zwischen 80 und 100 Kilometer", Verkäufer Mike Schroeder vom Gilchinger Fahrradgeschäft Silbernagl. Für ein "ordentliches Rad" müsste man aber auch schon mindestens 2000 Euro zahlen. Damit die E-Fahrzeuge umweltverträglich genutzt werden, müssten sie nur mit umweltverträglichem Strom geladen werden, mahnte die Energiegenossenschaft Fünfseenland. "Wenn aus der Ladestation Atomstrom fließt, ist das Ganze kontraproduktiv", so Karin Gerhard. Ein Stromauto hat übrigens noch andere Vorteile. Musiker Eric Berthold hatte sich bei seinem Auftritt den Strom für seinen Gitarrenverstärker einfach aus dem E-Auto gezapft.

© SZ vom 09.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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