Gilching:20 Millionen Euro Schulden

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Haushalt 2016 erhält viele Gegenstimmen

Von Christian Deussing, Gilching

Der dauerhafte Zuzug nach Gilching hat eine brisante Dynamik erreicht, die sich im diesjährigen Haushalt dramatisch widerspiegelt. Einerseits sprudeln die Einnahmen durch Gewerbe-und Einkommenssteuer mit etwa zehn beziehungsweise 14 Millionen Euro in Rekordhöhe. Andererseits mussten allein wegen der notwendigen Kinderbetreuung etwa 40 Mitarbeiter eingestellt werden. Neu entstanden sind drei Horte, eine Krippe und zwei Kinderhäuser, wodurch zusätzliche 450 Plätze geschaffen wurden. Der Personal- und Betriebsaufwand sei daher seit 2013 um rund 1,2 Millionen Euro gestiegen, erklärte am Dienstag Bürgermeister Manfred Walter (SPD) im Gemeinderat. Dort wurde der Haushaltsplan 2016 aber nur mit 14 zu 10 Stimmen gebilligt.

Die Freien Wähler und die Grünen sowie Rosmarie Brosig (BfG), Wilhelm Boneberger (FDP) und auch Harald Schwab (CSU) lehnten den Etatentwurf ab. Letzterer meinte, dass man zuletzt "über seine Verhältnisse gelebt" habe. In der Debatte sprachen Manfred Herz und Paul Vogl (beide CSU) von einem "Schock", weil erst vor wenigen Monaten ein Haushaltsloch von knapp drei Millionen Euro bekannt geworden sei. Auch andere Gemeinderäte kritisierten die "viel zu späte Information über die finanzielle Schieflage" der Gemeinde. Dennoch gelang es in einem Kraftakt mit Workshop und etlichen Ausschusssitzungen, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Es werden Steuern und Kindergartengebühren erhöht und auch der Rotstift angesetzt - so etwa beim Bahnhofsumbau. Das Haushaltsvolumen liegt mit 47 Millionen Euro deutlich über dem Niveau der Vorjahre. Wegen des Darlehens für den Rathausbau von 16 Millionen Euro klettern die Schulden auf den Rekordwert von 20,7 Millionen Euro.

Diese finanzielle Entwicklung hält Thomas Reich (FW) für "prekär und gefährlich". Zudem könne "ihm niemand erzählen, dass die desolate Finanzlage" erst im vorigen Herbst absehbar geworden sei. Es sei nicht richtig, jetzt deshalb an der "Steuer und Gebührenschraube zu drehen", meinte Reich in der Sitzung.

Dagegen versuchte Karin Keil (SPD) ihren Bürgermeister zu verteidigen, dem hier nicht der "Schwarze Peter" zugeschoben werden sollte. Denn auch die ehrenamtlichen Ratsmitglieder hätten eine "Mitverantwortung und Einiges wissen können". So verwies Walters Stellvertreter Martin Fink (CSU) darauf, dass das Gremium seinerzeit außerhalb des Haushalts 700 000 Euro aus eigenen Anträgen ausgegeben habe. Jetzt verfüge man über einen "soliden Haushalt, aber ohne Luft", sagte Fink. Dennoch will die Gemeinde investieren, wenn sich die Chance ergibt: beispielsweise in bezahlbaren Wohnraum und in die Sanierung der Arnoldus-Grundschule. Ein großes Problem für die Gemeinde sind jetzt auch die Verluste des Seefelder Krankenhauses.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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