Gewerbegebiet:Das Eckige muss ins Runde

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Der unkonventionelle Entwurf für das Gautinger Gewerbegebiet nahe dem Flughafen Oberpfaffenhofen begeistert den Gemeinderat. Runde Flächen und der Blick ins Grüne lassen sich gut verkaufen, so der Architekt

Von Michael Berzl, Gauting

Von oben sieht es aus wie diese Kornkreise, was die Gautinger da planen. Wie die vermeintlich von Außerirdischen angelegten Plätze. Es ist eine möglicherweise bundesweit bisher beispiellose Konzeption, die für das geplante Gewerbegebiet in der Nähe des Flughafens Oberpfaffenhofen verwirklicht werden soll und dürfte dereinst auf einem Satellitenbild einen interessanten Anblick ergeben. Zugleich ist es ein Entwurf, der die Grünen versöhnt und dem CSU-Gemeinderat Stephan Ebner zu gewagt ist. In drei kreisförmig angeordnete Flächen in der Nähe der Lindauer Autobahn soll Platz für neue Firmen geschaffen werden. "Drei Inseln im Grünen", lautet der Arbeitstitel. Fast einstimmig hat der Gemeinderat am Dienstag dieses Planungskonzept gebilligt, im nächsten Schritt erhalten nun Behörden und die Öffentlichkeit Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen.

Die Gautinger und ihr Planer Christian Böhm aus München haben sich nach intensiven Diskussionen bei mehreren Treffen ganz bewusst für das Außergewöhnliche, das Unkonventionelle und gegen die übliche Aufteilung mit geraden Straßen und rechteckigen Grundstücken entschieden. Ein Gewerbegebiet mit so einem Ansatz sei hochwertiger als die traditionelle Variante, glaubt Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. "Stangenware können Sie heute nicht mehr verkaufen", sagte Ekkehart Fabian, einer der beiden Geschäftsführer der Asto Business Group, die als Partner der Kommune die Entwicklung des Gewerbegebiets an der Grenze zur Nachbargemeinde Gilching übernehmen soll. Die Asto-Gruppe hat auf Gilchinger Gebiet schon etliche Flächen gekauft und vermarktet.

Doch das bei der Autobahnauffahrt immer noch wachsende Gewerbegebiet sieht der zweite Geschäftsführer Bernd Schulte-Middelich nicht gerade als Vorbild für Gauting: "Das muss nicht das Beispiel sein, an dem wir uns orientieren". Nach seinen Erfahrungen spielen weiche Standortfaktoren eine große Rolle, zum Beispiel der Blick ins Grüne. Deshalb glaubt er, dass runde Flächen sich gut verkaufen lassen, auch wenn sie von den Architekten etwas mehr Fantasie und Aufwand verlangen, wenn sie zum Beispiel gebogene Fassaden gestalten müssen. CSU-Gemeinderat Ebner macht sich daher Sorgen wegen der Vermarktung. "Ich befürchte, dass wir uns da etwas überlegen, was in der Theorie super aussieht, in der Praxis aber dann nicht funktioniert", warnte er. Doch mit diesen Bedenken war er der einzige.

Insgesamt 21 Hektar sollen in den drei unterschiedlich großen, in Segmente unterteilten Kreisen zur Verfügung stehen. In zentralen Plätzen könnten Gaststätten, Kindergärten und Läden angesiedelt werden, wie Architekt Böhm erläuterte. Als großen Vorteil sieht er, dass der Wald von jedem Grundstück aus relativ schnell zu erreichen ist. Zusammen mit den Flächen, die für die Straßen benötigt werden, macht das etwa ein Drittel des gesamten Areals mit einer Fläche von knapp 80 Hektar aus, das nun im Zuge der Ausweisung des Gewerbegebiets überplant wird. Ein Großteil bleibt somit unbebaut. Und darauf legt Bürgermeisterin Kössinger großen Wert: "Wir halten, was wir versprochen haben." Schließlich ist das einer der Hauptkritikpunkte an dem Projekt, dass viel Bannwald geopfert werden muss. Wie der Landschaftsarchitekt Andreas Pöllinger aus Freising erläuterte, werden zwar etwa 20 Hektar Wald geopfert. Diese können aber fast komplett im Umgriff der Planung wieder aufgeforstet werden. Er erwartet, "dass der Wald langfristig eine bessere Qualität haben wird als die derzeitige Fichtenmonokultur".

Bis die erste Firma zu bauen beginnt, muss die Gemeinde Gauting wohl noch einige Widerstände überwinden. Nicht nur in der Nachbargemeinde Gilching gibt es einige Bedenken. Noch gelten für Teile des Gebiets verschiedene Schutzbestimmungen, doch im Rathaus ist man schon eifrig dabei, solche Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Ein Beispiel: Bisher ragt ein Wasserschutzgebiet für zwei mittlerweile stillgelegte Brunnen in den überplanten Bereich hinein. Die Gemeinde habe nun die Herausnahme dieses Schutzgebiets beantragt, berichtete Bürgermeisterin Kössinger.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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