"Ordnung", heißt es, "ist das halbe Leben." Für Miriam Hüther steht Ordnung schon ihr ganzes Leben lang an erster Stelle. Sie hat als junges Mädchen ihrer Mutter hinterhergeräumt. Das Wohnzimmer im Elternhaus regelmäßig umgeräumt. Und jetzt beflügelt sie das Ausmisten und Ordnung schaffen bei anderen Leuten. Die Tutzingerin hat "Aufräumglück" gegründet. Das kleine Unternehmen will allen helfen, die beim Frühjahrsputz vor übervollen Kellern und Speichern kapitulieren. Oder endlich mal ihren Kleiderschrank übersichtlich gestalten wollen.
Miriam Hüther ist sich sicher: "Klarheit im Äußeren schafft Klarheit im Inneren." In den eigenen Gedanken. Bei der Arbeit. Für die gelernte Bankkauffrau, die auch eine kleine Unternehmensberatung betreibt, bedeutet Aufräumen nicht Zwang, sondern echte Freude. Die 42-Jährige verfügt offenbar über ein Ordnungs-Gen. Mit sieben Jahren sortiert sie Bücher nach Größe, Stifte nach Farben und ihre Playmobilspielsachen nach Themen. Als die Großeltern ins Pflegeheim ziehen, ist sie es, die das Haus räumt. Hüther weiß aber, dass es anderen Menschen schwer fallen kann, sich von Dingen zu trennen. Diese Zeitgenossen will sie nicht mit Aktionismus überfahren, sondern geht behutsam vor.
"Ich will Impulse geben und Menschen beim Loslassen unterstützen", sagt sie. Wer ihre Hilfe suche, habe ja schon den wichtigen Entschluss gefasst, etwas zu verändern. Wenn sie sich durch einen Raum, einen Schrank arbeitet, versucht sie bei jedem Stück mit ihren Kunden zu klären, wie viel positive Energie es ihnen gibt: "Gefällt Ihnen das noch? Was bringt Ihnen das? Fühlen Sie sich ihm verpflichtet? Wann haben Sie es das letzte Mal angefasst?" Eine bekannte Regel, die bei Kleidungstücken ebenso gültig ist wie bei Küchenutensilien: Was man zwei Jahre lang nicht getragen, beziehungsweise benützt hat, kann weg. Was für Hüther nicht heißt, Aussortiertes wegzuwerfen - außer es ist kaputt. Sie verkauft, was geht. Spendet Sachen dem Tutzinger Trödellade. Oder verschenkt Dinge.
Ihr oberstes Ziel ist, dass Auftraggeber "Erfolgserlebnisse" haben, sich durch das Aufräumen erleichtert fühlen und in harmonischer Umgebung leben oder arbeiten. Weil sie dabei doch erheblich in die Privatsphäre ihrer Kunden eindringt, ist Diskretion für sie selbstverständlich. Auch gegenseitige Sympathie und Vertrauen sind Voraussetzungen für eine geglückte Neuordnung. Einigen ihrer Kunden ist es sogar am liebsten, wenn Hüther das Ordnung schaffen allein erledigt. Sie drücken ihr den Schlüssel in die Hand und sagen "Ordne bitte das Chaos in meinem Regal und auf meinem Schreibtisch." Hüther rückt dann mit Ordnungshelfern an, Behältnissen wie Körben und Schachteln.
Ein geordneter Arbeits-Schreibtisch hat für Hüther eine klare Struktur: Stifte in einem Stifteköcher, Block, Telefon, eventuell eine Terminmappe, je ein Körbchen für Posteingang, Wiedervorlage, Postausgang. Fertig. Alles andere sollte verräumt werden. Es hemmt den Energiefluss, wie die Ordnungsspezialistin sagt, die sich auch mit Feng-Shui beschäftigt. Halt! "Platz für Blumen oder ein Bild, etwas Schönes, das darf schon sein."
Seit der Gründung von "Aufräumglück" im Spätherbst 2017 hat sie unter anderem den Lagerraum eines Geschäfts auf Vordermann gebracht und einen Keller voller Erbstücke. "Da war ein Haufen Geschirr aus den 50er Jahren. Die schönsten Stücke haben wir in einen Schrank gestellt, vieles weggetan." Bei einer Kundin hat sie das gesamte Zimmer umgestaltet. "Jetzt hat sie mehr Licht im Raum, kommt besser zum Schrank, alles ist gefälliger, praktischer, schöner. Ich hab' ein tolles Feedback bekommen", erzählt Hüther. Sie nimmt sich auch überquellende Computer vor, sortiert Emails in Ablageschubladen, legt Fotoverzeichnisse an. Und rät, sich schon beim Knipsen zu überlegen: "Kommt das Bild ins Fotoalbum? Oder kann ich das gleich wieder löschen?" Für ihre Arbeit vereinbart sie in der Regel Pauschalen. Drei Stunden "Powerordnen" kosten 179 Euro, fünf Stunden 299 Euro, inklusive Anfahrt. Sie bietet auch eineinhalb Stunden "Ordnungsberatung" mit Tipps per Email für den Kunden an, der selbst Hand anlegen möchte. Hüther will ihre Business-Idee multimedial weiter ausbauen, vielleicht Seminare geben.
Und wie läuft das bei ihr zu Hause? Das Zusammenleben mit einer berufsmäßigen Aufräumerin könnte ja auch Konflikte mich sich bringen. Sohn Valentin, ein Teenager, sei auch ein "Ordnungsmensch", sagt seine Mutter. Der halte sein Zimmer und Bad in Schuss. Auch der Lebensgefährte ziehe mit. "Aber die Ordnungshoheit habe natürlich ich daheim", stellt sie klar.
Nähere Informationen über "Aufräumglück" unter www.aufraeumglueck.de