Gericht:Heilsamer Schock

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Gericht verurteilt vier Männer, die in Krailling in größerem Stil Cannabis angebaut haben

Von Christian Deussing, Krailling

Sie haben in ihrer Kraillinger Wohngemeinschaft massiv gekifft, auch ihr Studium abgebrochen und nur halbtags gejobbt. Um den Konsum zu sichern und auch zu finanzieren, kam dann das Trio auf die Idee, auf dem Anwesen im größeren Stil selbst Hanf anzubauen. Doch die Freunde flogen im Januar 2014 auf, als sie für den weiteren Anbau Cannabis-Samen bestellt hatten. Wegen unerlaubten Drogenbesitzes und "bandenmäßigen vorsätzlichen Anbaus von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge" wurden die drei jungen Männer am Donnerstag vom Schöffengericht in Starnberg zwischen 15 und 18 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt - darunter auch ein aushäusiger Angeklagter aus der Clique, für den das Marihuana in dem Haus aber zugänglich war.

Alle Vier waren geständig und sind nicht vorbestraft. Das Gericht ging zudem von einem minderschweren Fall aus, weil die Wohngemeinschaft nicht gebildet worden war, um daraus eine kriminelle Organisation zu entwickeln. Die Verurteilten müssen zudem jedoch weiterhin über Haar- und Urinproben nachweisen, clean zu sein - also kein Rauschgift mehr zu konsumieren. Die weiteren Auflagen: Es sind Sozialstunden abzuleisten beziehungsweise bis zu 1800 Euro an die Suchtberatung Condrobs zu zahlen. Richterin Brigitte Braun und auch der Staatsanwalt konnten aber eine positive Entwicklung bei den Angeklagten erkennen. Sie legten ihnen allerdings zur Last, recht professionell und mit "gewisser krimineller Energie" über eine längere Zeit bei der Hanfproduktion vorgegangen zu sein.

Man habe selbst angebaut, um sich der "Beschaffungskriminalität zu entziehen" und unabhängig von Dealern zu werden, sagten die Angeklagten, die jetzt Anfang 30 sind und ihre Lebensweise glaubhaft verändert haben. Eigentlich sei er froh, damals erwischt worden zu sein, erzählte einer von ihnen und betonte im Prozess: "Ich habe wieder eine Lebensperspektive und erneut angefangen zu studieren." Der Mann berichtete, dass seine Lethargie weg sei und er Sport treibe. Auch die Mitangeklagten haben das langwierige Strafverfahren als heilsamen Schock empfunden und die Abkehr von den Drogen bislang geschafft. Die Verteidiger verwiesen darauf, dass sich ihre Mandanten längst vom Rauschmittel-Milieu entfernt hätten. Zudem dürfe man die WG der Freunde nicht mit einer "Bandenorganisation" verwechseln. Eine Anwältin führte zudem an, dass das lange Verfahren für die Beschuldigten "psychisch sehr belastend gewesen" sei und ihr Mandant ohne Urteil nicht gewagt habe, mit einem Abendstudium "durchzustarten". Er hat trotzdem wieder Fuß gefasst, aber bis zu dem Prozess Angst gehabt, doch noch ins Gefängnis zu müssen.

Die drei Angeklagten, die seinerzeit in der WG zusammengelebt haben, nahmen die Bewährungsstrafe an. Der vierte im Bunde überlegt sich noch, das Urteil zu akzeptieren. Denn er war womöglich bei der intensiven Cannabis-Aufzucht weniger eingebunden als seine Freunde.

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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