Genossenschaftsprojekt in Wörthsee:Zurück auf Anfang

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Sie wollen den Dorfladen Wörthsee in Schwung bringen (von links) Gabi Scheller, Bobbi Gahn, Gerd Lackmann, Marco Walz, Bea Meissner und Wolfgang Gerz. (Foto: Nila Thiel)

Nach den Querelen um den Dorfladen will sich die Betreiber-UG eine neue Struktur geben. Dafür wird auch Personal ausgetauscht: Gesellschafter, Geschäftsführer und Beiräte treten zurück, die Marktleiterin wird gekündigt

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Im Dorfladen Wörthsee gibt es einen Neuanfang. Nach den Querelen der vergangenen Monate hat am Montag in der Versammlung der Stillen Gesellschafter - 61 von insgesamt 220 waren gekommen - Geschäftsführer Johannes Englmeier seinen sofortigen Rücktritt erklärt. Auch als Gesellschafter der UG hat er seinen Anteil abgegeben, ebenso wie Birgit Dietrich und Hanna Weber. Ein Teil der neuen Interims-Mannschaft stellte sich am Donnerstag vor.

Seit Anfang des Jahres hing der Haussegen im Dorfladen schief. Die fristlose Kündigung der Marktleitung und der Vorwurf der zu großen Einmischung des Beirats auf der einen Seite, Solidaritätsadressen, Rücktritte und Rücktrittsforderungen auf der anderen Seite, vermiesten die Stimmung. Die Wörthseer, die von Anfang an gegen den Dorfladen waren, fühlten sich bestätigt und prophezeiten das baldige Ende des Genossenschaftsprojekts.

Aber den Gefallen will ihnen die neue Mannschaft nicht tun. "Es gibt keine Konflikte mehr im Dorfladen", sagt Gabi Scheller, derzeitige Beirätin der Dorfladen Wörthsee UG. Ihr zur Seite stehen im Moment Marco Walz und Gerd Lackmann. Interims-Gesellschafter sind Philipp Weber, Raoul Herborg und Rupert Kogler. Die Geschäfte führen Wolfgang Gerz und Christoph Lachmann. Zumindest so lange, bis das Geschäftsjahr 2018, die Personalien und die neue Satzung abgewickelt sind. Der erste Termin dafür bei einem Notar ist am 17. Mai. "Wir geben uns zwei Monate", sagt Gerz. Dann werden alle Gesellschafter, Geschäftsführer und Beiräte zurücktreten, um sich auf einer Versammlung der Stillen Gesellschafter offiziell wählen zu lassen - oder andere Kandidaten.

"Die Rettung des Dorfladens kann nur gelingen, wenn wir uns nicht mit den Altlasten beschäftigen und uns - ohne Bedingungen - auf die Rettung des Dorfladens einlassen. Dies ist nur möglich über eine gemeinsame Verständigung aller Beteiligten", gab Christoph Lachmann in der UG- Versammlung die Richtung vor. "Die Umsatzzahlen stimmen, aber die Personalkosten sind zu hoch", sagte Gerz am Donnerstag. Die Folge: Es gibt Entlassungen. Die Marktleiterin, die erst im Februar eingestellt worden war, wird - dem Vernehmen nach in beiderseitigem Einvernehmen - gekündigt. Auch weitere Mitarbeiter müssen gehen oder ihre Arbeitszeit reduzieren, weil auch die Öffnungszeiten geändert wurden. Die neue Arbeitsverträge sollen bis Ende Mai unter Dach und Fach sein, wie Gerz sagte. Der Wunsch der beiden Geschäftsführer sei es, eine Marktleitung zu finden, die auch Geschäftsführeraufgaben übernimmt. Es werde auch im Sortiment Änderungen geben, mehr teure Ware soll auf Kommission bestellt werden. In allem seien sich Gesellschafter, Geschäftsführung und Beirat einig. Ganz groß soll auch Transparenz geschrieben werden. Alle Protokolle der Versammlungen werden künftig auf die Homepage gestellt (www.dorfladen-woerthsee.de).

Trotz aller Querelen habe sich der Dorfladen zu einem Treffpunkt entwickelt, sagt Gabi Scheller. Der Mittagstisch von Bea Meissner werde sehr gut angenommen. Ebenso die Blaue Stunde mit Bier und neuen Weinen jeweils donnerstags von 18 bis 20 Uhr. Mit wechselnden Ausstellungen und Musik soll auch das Kulturprogramm wieder Fahrt aufnehmen. Das Wichtigste aber ist: "Die Konfliktparteien reden wieder miteinander", sagt Lackmann. Johannes Englmeier geht jedenfalls ohne Groll. Auch wenn er als Geschäftsführer und Gesellschafter des Dorfladens festgestellt habe, dass mit genossenschaftlichen Prinzipien nichteinfach zu arbeiten sei, weil es doch sehr "menschelt", sei es eine schöne Zeit gewesen. Jetzt sei er froh, sich wieder um sein eigenes Unternehmen kümmern zu können. "Der Dorfladen wird überleben", prophezeit er. Weitere Anteilszeichner wären willkommen, denn es stehen Investitionen an. Zum Beispiel muss laut Gerz das Kühlaggregat an der Außenwand erneuert werden - es ist zu laut und stört die Nachbarn. "Leute kommt, trinkt Kaffee und kauft ein bisschen was ein", appelliert Lackmann daher an die Wörthseer.

© SZ vom 10.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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