Gemeindeetat:Viel geplant, wenig realisiert

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Die Finanzen Weßlings sind so gut wie nie. Nun warnt der Kämmerer vor einem Investitionsstau

Von Patrizia Steipe, Weßling

Die Gemeinde hat keine Geldsorgen. Im Gegenteil: "Das Jahr 2019 war das beste in der Geschichte der Weßlings", erklärte Kämmerer Sebastian Görlitz. In der letzten Sitzung des Jahres stellte er dem Gemeinderat den Rechenschaftsbericht für das Jahr 2019 vor. Zwei Millionen Euro mehr als erwartet gab es beim Verwaltungs- und Vermögenshaushalt, der insgesamt 31 Millionen Euro betrug. Vor allem die Gewerbesteuer ist um 2,7 Millionen Euro höher ausgefallen als prognostiziert. "Das ist das höchste Ergebnis, das die Gemeinde je erzielt hat", freute sich Görlitz. Bereits 2018 sei "überdurchschnittlich" gewesen. Aber auch die Einkommenssteuer ist um 227 000 Euro gestiegen. Angesichts der geplanten Investitionen wie der neuen Schule sei es gut, dass die Gemeinde mit 1,9 Millionen Euro weitaus mehr Rücklagen bilden konnte als geplant.

Trotzdem gab es mahnende Worte an den Gemeinderat. Von den vielen Vorhaben, die das Ratsgremium in den Haushalt aufgenommen hatte, seien lediglich 55 Prozent realisiert worden. "Damit binden wir unnötig Mittel", sagte Görlitz, und Weßling würde einen Investitionsstau für die kommenden Jahre riskieren. 2018 wären es mit 32 Prozent an nicht realisierten Projekten noch deutlich weniger gewesen. Der Kämmerer gab die Maxime aus, "nur das, was man auch wirklich realisieren kann", zu planen. Auch wenn die Mittel zur Verfügung stünden, "Handwerker und Bauarbeiter immer öfter leider nicht". Was die Investitionsausgaben betraf, so rangierte die Umgehungsstraße mit 689 000 Euro an erster Stelle gefolgt von Zuschüssen für die Vereinsheime der Schützen und des Sportclubs (SCW) in Höhe von 338 800 Euro und einem Kommunaldarlehen für den SCW in Höhe von 300 000 Euro. Für eine neue IT-Ausstattung im Rathaus mussten 108 000 Euro bezahlt werden. Insgesamt wurden rund 2,6 Millionen Euro ausgegeben. "Geplant waren jedoch 5,2 Millionen", sagte Görlitz.

In der Zukunft müssten auch die gemeindlichen Mieten und Pachten der aktuellen Marktlage angepasst werden. Außerdem empfahl Görlitz angesichts der günstigen Zinsen in den sozialen Wohnungsbau zu investieren, "hier besteht ein erheblicher Investitionsstau".

Einen Überschuss in Höhe von 231 000 Euro erwirtschaftete das Wasserwerk. Darüber freute sich Görlitz jedoch nicht uneingeschränkt, "den muss man nämlich versteuern". Hier sollte mehr in den Unterhalt investiert werden.

Von den Weßlinger Einnahmen profitiert auch der Landkreis, der durch die Kreisumlage bedacht wird. Im diesem Jahr soll der Hebesatz 50 Prozent betragen, so Görlitz. 2019 lag er bei 49,35 Prozent.

Es mussten keine Kredite aufgenommen werden, aber im Oktober 2019 ein Nachtragshaushalt aufgestellt werden. So mussten die Angebote für die Kinderbetreuung erweitert werden. Im Bereich der Kitas empfahl der Kämmerer Alternativen zur eigenen Trägerschaft zu finden, dadurch würden unter anderem die teuren Personalkosten wegfallen.

© SZ vom 07.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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