Gautinger Sozialkaufhaus:Jeans für vier Euro

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Christina Einhellig hat die Organisation der "Klawotte" in Gauting übernommen. Auf 140 Quadratmetern gibt es Kleidung für Erwachsene und Kinder. (Foto: Georgine Treybal)

In Gauting eröffnet am Samstag das Sozialkaufhaus "Klawotte". Es ist bereits die fünfte Filiale der Arbeiterwohlfahrt. Die Idee: Jeder soll sich warme und ordentliche Kleidung kaufen können

Von Blanche Mamer, Gauting

Die ehemalige Bonifatius-Apotheke am Pippinplatz in Gauting ist die neue Anlaufstelle für Menschen mit prall gefüllten Plastiktüten. Sie wollen nichts kaufen, sondern gebrauchte Kleidung und Schuhe bringen, die dann für einen geringen Obolus im neuen Sozialkaufhaus der Arbeiterwohlfahrt (Awo), der "Klawotte", über den Ladentisch gehen werden. Nach Ottobrunn, Martinsried, Unterschleißheim und Unterhaching wird jetzt in Gauting in den seit geraumer Zeit leer stehenden Apothekenräumen die fünfte Klawotte-Filiale eingerichtet. Am kommenden Samstag um 11 wird sie offiziell eröffnet. Nach der kleinen Feier startet der Verkauf.

Das Konzept der Klawotte ist, dass Bürger gut erhaltene Kleidung spenden, die dann im Laden von ehrenamtlichen Helfern zu günstigen Preisen verkauft wird, erklärt Günter Meier, der Vorsitzende der Awo-Gauting. Ein Hemd gibt es schon für drei Euro, Jeans und Pullover kosten je vier Euro, eine warme Pelzjacke ist für 20 Euro zu haben. Grundsätzlich richte sich der sehr günstige Secondhandladen an die Bedürftigen und die Flüchtlinge, die im Gemeindebereich leben, doch es sei für alle offen, betont Meier. Er habe gehört, dass auch "Geldige mal ein Schnäppchen" machen.

Die Idee, in Gauting ein Sozialkaufhaus einzurichten, stammt von Inga Schauder, der Leiterin der Gautinger Insel. "Sie hat bei uns angefragt, und wir waren sofort bereit", sagt Meier. Vorbild ist die Klawotte in Martinsried, die bereits im September 2012 eröffnet wurde. Die eigentliche Erfinderin der Klawotten ist Helene Nestler aus Ottobrunn, die 2008 das Projekt entwickelte und den ersten Laden eröffnete. Ihr Grundgedanke war, jeder sollte die Möglichkeit haben, sich ordentliche und warme Kleidung zu kaufen.

"Bürgermeisterin Brigitte Kössinger hat den Vorschlag sofort gut gefunden und uns sehr unterstützt", sagt Meier. "Wir haben einige Laden- und Büroräume im Ortszentrum angeschaut und uns schließlich für die ehemalige Apotheke entschieden. Die Eigentümerin der Immobilie kam uns zudem bei der Miete sehr entgegen, so dass wir das Projekt angehen konnten." Wir - das ist nicht allein der Ortsverband, sondern eine Kooperation mit dem Kreisverband Starnberg und vor allem mit dem Kreisverband München-Land, der die Sozialkaufhäuser betreut und die Anschubfinanzierung leistet.

Die Martinsrieder Leiterin Christina Einhellig hat die Organisation übernommen und ist nun auch für Gauting zuständig. Auf 140 Quadratmetern gibt es in den Regalen neben Kleidern und Hosen für Erwachsene auch Kinderkleidung, Spiele, Accessoires, Modeschmuck und CDs. Für Haushaltsutensilien, Geschirr, oder Fahrradzubehör, wie in anderen Sozialkaufläden, "fehlt uns leider der Platz", sagt Einhellig. Beim Sortieren und beim Verkauf helfen 16 Ehrenamtliche. Was gut erhalten ist, kommt in die Regale, was nicht mehr ganz so gut ist oder nach drei Monaten nicht verkauft ist, geht an internationale Awo-Projekte, zum Beispiel in Rumänien, wo die Kleidungsstücke kostenlos an arme Roma-Familien abgegeben werden, so Einhellig. Der Erlös fließt in andere soziale Projekte der Region, etwa in die Flüchtlingshilfe, Kinderbetreuung oder die Entlastung bedürftiger Mütter. Und wichtig: Hartz-IV-Empfänger zahlen nur 50 Prozent der angegebenen Preise.

Geöffnet ist die Gautinger Klawotte jeweils Dienstag und Donnerstag von 9 bis 13 Uhr, Freitag von 13 bis 17 Uhr sowie an jedem ersten Samstag im Monat, ebenfalls von 9 bis 13 Uhr.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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