Gautinger Kulturzentrum:Das Bosco soll teurer werden

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Die Gruppe "Gurdan Thomas" spielte auch im Bosco. Ob sich der Veranstalter ähnliche Gastauftritte noch leisten kann, darüber herrscht große Skepsis. (Foto: Georgine Treybal)

Die Mietpreise im Gautinger Bürger- und Kulturhaus müssen nach dem Willen der CSU von 2017 an erheblich steigen. Der Gemeinderat entscheidet nächste Woche, den Veranstaltern und Besuchern wird das kaum gefallen

Von Michael Berzl, Gauting

Dem CSU-Gemeinderat Stephan Ebner ist schon klar, dass er sich bei einigen Veranstaltern unbeliebt macht mit seinen Vorstellungen von den Mietpreisen im Gautinger Bürger- und Kulturhaus Bosco. Die Räume sind viel zu billig zu haben, findet er; darum wirbt er für eine deutliche Erhöhung. Und so wird es wohl auch kommen: Parteien, Vereine und auch das Theaterforum müssen damit rechnen, dass die Mieten im nächsten Jahr erheblich steigen. Der Finanzausschuss hat sich auf Ebners Appell hin mit klarer Mehrheit für Tarife ausgesprochen, die über den Vorschlägen von Rathausverwaltung und Bosco-Leitung liegen. Das kann sich auch auf die künftigen Eintrittspreise auswirken. Problematisch aber ist, dass bereits Verträge für das nächste Jahr nach den alten Konditionen abgeschlossen wurden. Die Entscheidung darüber soll am kommenden Dienstag im Gemeinderat fallen.

Bei den Mietern wird danach unterschieden, ob sie ein gemeinnütziges Anliegen haben oder gewerbliche Motive verfolgen, ob sie aus der Gemeinde kommen oder nicht. Gautinger Vereine zum Beispiel bekommen den großen Saal von der Gemeinde bisher einen ganzen Tag lang für 150 Euro. Sollte das Plenum der Empfehlung des Ausschusses zustimmen, sind es künftig 250 Euro. Für externe Mieter ohne gemeinnützige Ambitionen soll die Miete sogar von 500 auf 700 Euro steigen. Auch die Kurzzeitmiete für bis zu vier Stunden soll angehoben werden: Das betrifft zum Beispiel Parteien, die einen Vortragsabend organisieren. Vergeblich hatten sich Vertreter von SPD und Grünen für eine moderatere Anhebung ausgesprochen. Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) hat mit ihrer Fraktion gestimmt, Ebners Vorschlag unterstützt - und damit gegen den moderateren Vorschlag ihrer Verwaltung gestimmt.

Die Leitung des Hauses blickt der Entscheidung ebenfalls mit Skepsis entgegen. "Wenn die Erhöhung zu stark ist, werden manche Veranstaltungen nicht mehr realisiert. Ich kann mir vorstellen, dass es sich der eine oder andere dann überlegt", befürchtet Désirée Raff, die das Bosco derzeit vertretungsweise leitet. Bisher können die Bosco-Betreiber über mangelnde Auslastung nicht klagen - im Gegenteil: In den Jahresberichten war immer wieder die Rede davon, die Grenze des Machbaren sei erreicht. Raff hielt eine Preissteigerung um 30 Prozent für zumutbar, bislang macht das Plus bis zu 60 Prozent aus.

Das klingt nach einer Menge, macht aber in der Kasse der Kommune gar nicht so viel aus. "Wir reden von 3000 Euro für die Gemeindekasse", sagte der CSU-Gemeinderat Michael Vilgertshofer und sprach angesichts dieses Betrags von einer "Phantomdiskussion". Dazu kommt: Hauptmieter im Bosco ist das Theaterforum, das wiederum von der Gemeinde eine Förderung erhält. So geht es nach der Devise "linke Tasche, rechte Tasche": Die Kommune kassiert mehr Geld von einem Kulturverein, den sie selbst subventioniert. Angesichts dieser Konstellation wird es künftig möglicherweise eine andere Tarifstruktur geben. Vorschläge soll die Rathausverwaltung spätestens bis zu den Haushaltsberatungen im Herbst unterbreiten.

Das Bosco ist für die Gemeinde Gauting ebenso wie das Schwimmbad ein teures Draufzahlgeschäft. Nach Berechnungen von Gautings Kämmerin Heike Seyberth beläuft sich das Defizit in diesem Jahr auf knapp 280 000 Euro. Im vergangenen Jahr kostete den Steuerzahler nach diesen Kalkulationen jeder Veranstaltungstag des Bosco knapp 1800 Euro. Der Beitrag, den die Veranstaltungsbesucher zusteuern, wird künftig wohl etwas höher ausfallen. "Das muss sich doch über die Eintrittskarten regeln lassen", fordert etwa Gemeinderat Wolfgang Meiler (BiG), "wir müssen da ein Zeichen setzen."

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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