Gautinger Kulturspektakel:Nass, aber gut gelaunt

Lesezeit: 2 min

Mit bombastischem Sound und greller Lightshow ziehen die Bands das Publikum in ihren Bann. Dazwischen: konzentrierte Schachspieler, Bobbycar-Fahrer und eine Rätselecke

Von Christian Deussing, Gauting

Mehr als 50 Bands waren am vergangenen Wochenende beim Kulturspektakel in Gauting angesagt, und die Gruppen heizten den Besuchern von Freitag bis Sonntagabend kräftig ein. Das regnerische Wetter nervte zwar ein wenig, ein Schirm gehörte diesmal zur Festivalausstattung, doch die Stimmung war trotzdem gut. Ein erstes Highlight sei sicher die Elektro-Rockband Schlaraffenlandung aus Balingen auf der großen Bühne am ersten Abend gewesen, sagt Cheforganisator Simeon Wanninger, der mit insgesamt fast 200 Helfern das Programm auf vier Bühnen auf dem Gelände von Gymnasium, Realschule und Mittelschule auf die Beine gestellt hat. Zudem konnten sich auch DJs im Innenhof der Realschule im Techno-, House oder Acid-Sound ausprobieren und austoben.

Sehenswert war auch The Magic Mumble Jumble aus Holland, die zum Abschluss am Freitag auf der kleinen Bühne aufgetreten. Mitgebracht hat dieses quirlige Ensemble ein mächtiges Sousaphon, mitreißenden Bläsersound, klasse Sänger und viel gute Laune. Zudem war das ein technisch sehr professioneller Auftritt, der da am einzigen Abend ganz ohne Regen über die Bühne ging.

Am Samstag geht es zumindest am Nachmittag noch recht beschaulich zu. Unter einem kleinen Zeltdach sitzen konzentrierte Schachspieler, im Hintergrund erklingt klassischer Indie-Pop. Es ist Jamsession in der Aula und der erst siebenjährige Emil spielt schon gekonnt am Schlagzeug, während sein Vater die E-Gitarre bedient. Markus Traurig, Lehrer an der Musikschule Gauting, betreut die Sessions und staunt, was der kleine Schlagzeuger schon so drauf hat.

Gut drauf sind auch die drei Jungs von "J.Coby", die auf der Waldbühne mit Akustik-Pop witzig-ironische und kluge Texte zelebrieren. Die jüngeren Besucher schlendern derweil hinüber zum Kinderkult, wo die Kids auf Kettcars über eine Wippe balancieren und ihre Fahrkünste in einem Parcours zwischen Slalomhütchen unter Beweis stellen. Die Strecke hat der Gautinger Montessori-Kindergarten zu seinem 25-jährigen Jubiläum ausgetüftelt. Wer schon älter ist, hängt bei den Leuten vom Jugendzentrum ab, die in einem Pavillon Spiele wie "Wer wird gewinnen" anbieten. Oder es wird gekickert. Wer mag, kann Eindrücke in der inspirierenden Ausstellung mit dem Titel "J/K - Jodlerhut & Kimono" sammeln, wo japanische Einflüsse in Gold und Silber auf alten Texten und modernen Werbungen eingefangen werden. Und gleich daneben befindet sich eine Quiz-Rätselecke für andere Themen.

Das Wetter ist zunächst bis kurz nach 21 Uhr am Samstag noch gnädig, es kommen immer mehr Besucher und die Warteschlange am Crêpes-Stand wird länger. Derweil zieht die explosive und stimmgewaltige Sängerin Daniela Liebl von der Psychodelic-Bluesrockband Taming The Shrew aus Regensburg auf der Waldbühne die begeisterten Zuhörer in den Bann. Die Gruppe darf wegen der geforderten Zugaben überziehen und hat "richtig Bock darauf".

Unterdessen legen die Rockmusiker von der Band Aber Hallo auf der großen Bühne mit bombastischem Power-Sound und greller Lightshow kräftig los und bedanken sich später beim durchnässten Publikum, dass es bei dem "Scheiß Wetter" noch da geblieben ist. Andere Besucher flüchten entweder unter die großen Regenschirme vor der kleinen Bühne oder versuchen, noch einen Platz im gemütlichen Weißbiergarten zu ergattern, der zum zweiten Mal für das Kulturspektakel organisiert wurde.

Ein älteres Ehepaar genießt dort die Atmosphäre. Beide sind als Anwohner jedes Jahr dabei. "Unsere Söhne haben zwar schon vor längerer Zeit an dieser Schule ihr Abitur gemacht, aber sie können nicht loslassen und helfen hier immer noch mit", erzählt die Mutter und schmunzelt.

© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: