Gautinger Busbahnhof:Die Kinder vergessen

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Planer müssen nacharbeiten

Von Michael Berzl, Gauting

Beim Bahnhof in Gauting geht es manchmal recht unübersichtlich zu. MVV-Busse und Taxis, Schulkinder zu Fuß und auf dem Fahrrad, Autofahrer, die eilig einen Parkplatz suchen, sind dort unterwegs - und oftmals kreuzen sich die Wege. Als "Chaos" beschrieb Vize-Bürgermeister Jürgen Sklarek (SPD) die Situation am Dienstag im Bauausschuss. "Jeder läuft kreuz und quer", sagte er. Das soll sich ändern, wenn im Bereich der jetzigen Park&Ride-Anlage eine neue Tiefgarage gebaut wird, darüber ein Busbahnhof mit Wendeschleife und nebenan parallel zu den Gleisen eine Anlage mit Fahrradständern. Verkehrsplaner sollten im Auftrag der Gemeinde Ordnung in das Chaos bringen, doch was sie im Ausschuss präsentiert haben, stieß auf massive Kritik. "Ich bin gar nicht damit einverstanden", sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU), denn sie vermisste Wege für die Fußgänger. "Das ist eine Katastrophe für die Schulkinder", sagte UBG-Gemeinderat Richard Eck. Nun sollen die Ingenieure Wilhelm Pahls und Heiner Eibel vom Münchner Büro Obermeyer bis zur nächsten Sitzung im Januar ihren Vorschlag nachbessern.

Gebaut wird frühestens in zwei Jahren, wenn das neue Wohn- und Geschäftshaus der Firma Sontowski auf dem ehemaligen Schulgrundstück an der Bahnhofstraße steht, in dem ebenfalls eine Tiefgarage vorgesehen ist. Da dieser Neubau und der Park&Ride-Platz direkt aneinander grenzen und eine gemeinsame Zufahrt von der Ammerseestraße in die beiden Tiefgaragen führt, müssen die Planungen aber jetzt schon aufeinander abgestimmt werden. Darauf machte Beatrice Bruhns vom Tiefbauamt im Rathaus aufmerksam: "Wir haben nicht endlos Zeit, um uns noch 20 Planungsvarianten zu überlegen." Es muss also möglichst bald eine brauchbare Lösung vorliegen.

Das Hauptproblem an dem am Dienstag vorgestellten Vorschlag ist, dass ein sicherer und möglichst direkter Weg für Schulkinder von der Bahnhofsunterführung zum Gelände der Grundschule fehlt. Da sieht sich Bürgermeisterin Kössinger bei den Eltern in der Verantwortung: "Wir haben zugesagt, dass ein querungsfreier Schulweg möglich ist." So eine sichere Verbindung ist aber noch nicht in Sicht.

Die Verkehrsexperten haben sich darüber nach Ansicht der Kommunalpolitiker noch zu wenige Gedanken gemacht. Fußgänger könnten einfach den Wendeplatz am Ende des Busbahnhofs überqueren, meinten sie. Die Verkehrssituation sei dort überschaubar. "Das sollen die Kinder auch lernen", sagte Elbel. Doch mit solchen Vorstellungen stieß er auf deutliche Ablehnung. "Das ist ein absolutes No-Go, dass wir Schulkinder auf der selben Fläche haben wie Busse. Wir brauchen einen separaten Gehweg", forderte die CSU-Fraktionssprecherin Eva-Maria Klinger.

Das Büro Obermeyer, das in der Ausschusssitzung ungewöhnlich deutlicher Kritik ausgesetzt war, hat also noch Hausaufgaben zu erledigen. Und die sind nicht einfach, wie Ingenieur Elbel deutlich machte. So schreiben Brandschutzvorschriften vor, wo Fluchtwege und damit Treppenaufgänge von der Tiefgarage an die Oberfläche sein müssen. Deren Standort schränkt wiederum den Platz für den Wendehammer am Busbahnhof ein.

Die Parkanlage beim Gautinger Bahnhof soll in zwei Bauabschnitten entstehen, damit auch während der Arbeiten ein Teil der Parkplätze zur Verfügung steht. Im ersten Abschnitt mit einer Fläche von 2500 Quadratmetern sind 70 Stellplätze für Autos vorgesehen. Oberirdisch ist eine Abstellanlage für bis zu 600 Fahrräder geplant. Für den Bau der Park&Ride-Anlage sind in den Jahren 2020 und 2021 Investitionen von insgesamt 4,3 Millionen im Etat der Gemeinde eingeplant. Erste Entwürfe für ein Parkdeck wurden schon vor 16 Jahren vorgestellt.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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