Gautinger Bürgermedaille:Zupackende Helferinnen

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Claudia von Maltitz und Jutta Jecht erhalten die Gautinger Bürgermedaille wegen ihres außergewöhnlichen Engagements bei der Flüchtlingsbetreuung

Von Blanche Mamer, Gauting

Zupacken statt lang reden, und immer den einzelnen Menschen sehen, der eine lange gefährliche Flucht hinter sich hat und nun Unterstützung braucht - das ist die selbstverständliche Art der beiden Organisatorinnen der Asyl-Helferkreise in Gauting und Stockdorf, Claudia von Maltitz und Jutta Jecht. Für ihr Engagement sind sie mit der Gautinger Bürgermedaille ausgezeichnet worden, wobei zu sagen ist: Maltitz wohnt in Krailling. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. In einer kleinen, doch sehr beeindruckenden Feier im Rathaus hat ihnen Bürgermeisterin Brigitte Kössinger die Urkunden überreicht. Beeindruckend auch deswegen, weil einige der ersten Flüchtlinge, die vor drei Jahren in Gauting ankamen, zeigen, dass sie gutes Deutsch sprechen und ihre Integration alle Hoffnungen erfüllt; der Einsatz der Helfer Früchte trägt.

Nur gemeinsam, mit vielen anderen Helfern, sei dies zu schaffen, betont Maltitz, die die Ehrung stellvertretend für alle sehen will. Der Unterstützerkreis wächst ständig, etwa 400 Ehrenamtliche kümmern sich um 270 Flüchtlinge in Gauting. Eher durch Zufall sei sie zu ihrem Job gekommen, sagt Jutta Jecht. Das war vor drei Jahren, als sie sich das ehemalige Pflegeheim, die neue Sammelunterkunft an der Ammerseestraße, angeschaut hatte. "Ich bin ein wenig herumgeirrt, als ein groß gewachsener Afrikaner auf mich zukam. Fragend sagte er Deutschkurs? Da war mir klar, das ist das Wichtigste, lass uns am besten sofort damit anfangen," sagt sie. Schließlich ist dies das Metier der pensionierten Grundschullehrerin und Diplomübersetzerin für Englisch und Portugiesisch, also eigentlich nichts Besonderes, wie sie findet.

Dass es keine Bücher und keinen Raum gibt, ist kein Hinderungsgrund. "Wir haben improvisiert, uns mit Händen und Füßen verständigt", erzählt Maltitz. Nach ein Paar Monaten konnten dank einer Spende, Bücher und Arbeitsmaterial angeschafft werden, die evangelische Kirche stellt ihre Jugendräume zur Verfügung. An die Anfänge des Deutschkurses erinnern sich auch einige Flüchtlinge. "Die deutsche Sprache war sehr schwer für mich. Ich war mit meinen Kindern in der gleichen Klasse ", berichtet eine der muslimischen Frauen. Madina spricht vier Sprachen und gibt Arabisch-Unterricht. Sie arbeitet als Assistentin bei einer schwer behinderten Frau. "Die Sprache war für mich hässlich. Ich will sie nicht lernen", hat Sausan damals gedacht. Doch sie hat gut gelernt, ist auf C1-Level und hat vor, Deutsch als Fremdsprache zu studieren. Durch seine Beschäftigung in einer Gärtnerei hat Francis erkannt, dass er sein Deutsch verbessern müsse. Heute arbeitet er bei einer Hausmeisterfirma und spielt Tischtennis im Sportverein. Auch Julius hat Durchhalten geübt, hat ein Praktikum im Altenheim absolviert und im zweiten Anlauf die Krankenpflegeprüfung geschafft. Jetzt arbeitet er im Klinikum Starnberg. Auf Jutta Jecht warten neue Herausforderungen. In der Asylbewerber-Unterkunft im ehemaligen Stockdorfer Forstamt, wo sie den Helferkreis organisiert, sind die meisten der Flüchtlinge aus Afghanistan - und Analphabeten.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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