Gauting:Wohin mit all den Kindern?

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Richtfest beim Waldorf-Kindergarten: In dem Holzbau können voraussichtlich von November an 37 Kinder betreut werden. (Foto: Gemeinde Gauting)

Die Gemeinde erweitert Krippen, Kindergärten und Horte ohne Pause - und trotzdem fehlen auch heuer wieder fast 130 Betreuungsplätze. Für die Eltern beginnt eine Zitterpartie, ob die Kleinen im Herbst unterkommen

Von Michael Berzl, Gauting

Der Mangel ist ein Dauerzustand. Aus dem Sozialamt im Gautinger Rathaus kommt jedes Jahr eine ähnlich klingende Alarm-Meldung: In der Gemeinde gibt es zu wenige Betreuungsplätze in Kindgärten, Krippen und Horten. Für viele Eltern bedeutet das eine Zitterpartie, bis sie Gewissheit haben, ob Sohn oder Tochter im Herbst auch wirklich untergebracht ist. Und das obwohl das Angebot permanent erweitert wird: Der Waldorf-Kindergarten in der Villenkolonie bekommt gerade einen Neubau, das Rote Kreuz will ein Haus auf dem Gelände der Asklepios-Klinik erweitern und die Gemeinde untersucht in einer Machbarkeitsstudie einen neuen Standort beim Schulzentrum.

Aktuell stehen in den Gautinger Kitas verschiedenster Träger insgesamt 1130 Betreuungsplätze zur Verfügung, berichtete Alexandra Heckl am Dienstag im Gemeinderat. Sie leitet im Rathaus den Geschäftsbereich, der für Kinder, Jugend und Schulen zuständig ist und muss jedes Jahr dem Landratsamt den aktuellen Bestand und eine Prognose für die kommenden Jahre melden. Dabei zeigt sich regelmäßig, dass noch nachgebessert werden muss, um die stets steigende Nachfrage zu decken.

Laut Heckl gibt es nach dem aktuellen Stand auch im Herbst wieder zu wenige Betreuungsplätze: Nach ihren Angaben fehlen 35 Plätze in Kindergärten, 52 in Krippen sowie 40 in Hort und Mittagsbetreuung. Das wären insgesamt fünf neue Gruppen, die eigentlich gebildet werden müssten. Dabei werden jetzt schon 129 Kinder aus Gauting in Einrichtungen außerhalb der Gemeinde betreut; in Pentenried zum Beispiel oder in verschiedenen Betriebskindergärten.

Dass 1130 Plätzen laut Betriebserlaubnis der verschiedenen Einrichtungen rein rechnerisch zur Verfügung stehen, bedeutet nicht, dass auch genau so viele Kinder betreut werden können. Tatsächlich können nur 961 Plätze belegt werden, berichtete Heckl. Dafür könne es verschiedene Gründe geben. So werden für sogenannte Integrations-Kinder mehrere Plätze berechnet, aber auch Personalprobleme könnten sich auswirken. Beispiel Rotes Kreuz, wo die Differenz besonders auffällig ist: Im Kindergarten "Hokus Pokus" etwa gäbe es 50 Plätze, aber zu besetzen sind nach den aktuellen Zahlen nur 33, im BRK-Kindergarten "Sonnenschein" können nur 45 von 75 Plätzen besetzt werden. Bisher ungenutzte Potenziale zu nutzen, wäre die billigste Möglichkeit, meinte Grünen-Gemeinderat Jens Rindermann.

Fest steht aber auch, dass die Gemeinde weiterhin etwas unternehmen muss, um den Bedarf besser zu decken. "Wir dürfen auch in Zukunft etwas tun", sagte Sozialamtsleiterin Heckl. Gerade durch die Corona-Krise habe sich der Zustrom ins Umland noch verstärkt, erklärte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU). Zudem soll in Gauting neuer Wohnraum entstehen, so dass auch die Einwohnerzahl steigt. Darum fließen auch die Auswirkungen eines geplanten neuen Quartiers zwischen Ammerseestraße und Pötschenerstraße schon in die Prognosen ein. Neue Berechnungen gehen dort von 269 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen und infolgedessen von einem Zuzug von bis zu 700 Einwohnern aus. Macht rein rechnerisch weitere 20 Kinder allein im Alter von drei bis sechs Jahren, die untergebracht werden müssen.

Der Waldorf-Kindergarten an der Tassilostraße soll im November fertiggestellt werden. In der vergangenen Woche wurde dort Richtfest gefeiert. Das Gebäude in Holzbauweise ist zweigeschossig und wird aus erneuerbaren Energien versorgt. Auf etwa 340 Quadratmetern bietet das komplett barrierefreie Gebäude Platz für 25 Kindergarten- und zwölf Krippenplätze. Die Gemeinde investiert dort nach eigenen Angaben etwa zwei Millionen Euro. Vom Land werden Zuschüsse in Höhe von fast 736 000 Euro erwartet, so dass sich der Eigenanteil reduziert.

Das BRK plant zusammen mit Asklepios an der Robert-Koch-Allee, den Kindergarten "Sonnenschein" mit voraussichtlich 94 Plätzen mit einem angrenzenden Neubau zu erweitern. Wegen Personalengpässen seien die Planungen aber noch in der Anfangsphase, sodass ein genauer Baustart noch nicht genannt wurde.

© SZ vom 20.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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