Gauting:Vorzeitiges Geburtstagsständchen

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Johannes Schachtner und das Collegium Bratananium bestreiten ein beschwingtes Reformationskonzert

Von Reinhard Palmer, Gauting

Im kommenden Jahr wird der Reformationstag 500 Jahre alt. Bevor die Jubiläumsfeierlichkeiten mit unzähligen Konzerten zum Thema ausbrechen, feierte Johannes X. Schachtner am Pult vom Chor und Orchester des collegium:bratananium schon mal in der Christuskirche vor. Im kleinen Rahmen, daher auch in knapper, kammermusikalischer Besetzung. Das hatte einen den Abend prägenden Vorteil: Die Werke konnten straff im packenden Tempo präzise vorgetragen werden. Schachtners energisches und auf Schlüsselmomente fokussiertes Dirigat machte jedenfalls klar, dass hier selbst in lyrischen Passagen keine sakrale Verklärung aufkommen durfte. Das Spiel auf historischen Instrumenten lieferte dennoch ein warmes, charaktervolles Klanggewand: Ideal für den relativ kleinen Raum und dessen recht trockene Akustik, auch wenn die Witterungsverhältnisse immer wieder die Intonation der sensiblen Instrumente sabotierte.

"Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther gilt als das Reformationslied schlechthin, auf dem einige Chorsätze aufbauen. So die Motette von Telemann, die mit schlichter Begleitung nur auf die hymnische Größe des Gesangs baut. Der knapp 20-köpfige Kammerchor aus jungen, gut entwickelten Stimmen lieferte hier schon einen kraftvollen Klangkörper, der stets transparent blieb und zudem eine klangschöne Balance fand.

Wie wunderbar die beiden hohen Stimmen aufeinander abgestimmt klangen, war bereits im klangschönen Duett der Lutherischen Messe in G-Dur BWV 236 von Bach zu hören. Sopranistin Verena Maria Schmid fand im herausragenden, aus London stammenden Altus Nicolas Hariades einen Gesangspartner von großem Einfühlungsvermögen und warmem, rundem Timbre. Das engagierte Solistenensemble konnte auf eine zuverlässige Continuo-Gruppe sowie in den Arien auf aufmerksame instrumentale Duopartner bauen.

Bachs Messe stellte auch dem Chor größere Aufgaben. Vor allem im eröffnenden Kyrie, das sich sehr langsam zu entwickeln hatte, dann aber mit vertrackter Chromatik innerhalb eng verwobener Stimmführung die Sänger auf die Probe stellte. Dem lutherischen Messtypus folgend, bestritt der Chor anschließend auch das Gloria ohne Solisten und setzte die beiden ersten Messteile deutlich als eine Einheit in Beziehung zueinander, im Charakter sozusagen als Paar von Gegensätzen. Insbesondere in Schachtners Interpretation ging es im Gloria nun kraftvoll rhythmisiert und geradezu beschwingt zur Sache. Das selbständig musizierende Orchester trug eine wunderbar lyrische Melodik. Auch im "Cum sancto Spiritu" meisterte das collegium:bratananium eine entschiedene Charakterisierung von hymnischer Breite, aber verbunden in solider Flechtkunst. Lang anhaltender Applaus.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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