Gauting:Viel Verkehr - viel Papier

Lesezeit: 2 min

Der dichte Autoverkehr auf den Gautinger Durchgangsstraßen ist ein Problem. Im Rathaus liegen schon viele Verbesserungsvorschläge, nun entsteht auch noch ein Gesamtverkehrskonzept. (Foto: Georgine Treybal)

Die Gemeinde gibt ein weiteres Konzept in Auftrag und erhofft sich davon eine Argumentationshilfe für Tempo 30. Der UBG-Gemeinderat Max Eck macht sich seine eigenen Gedanken und formuliert Verbesserungsvorschläge

Von Michael Berzl, Gauting

So hartnäckig wie vergeblich bemühen sich die Gautinger, das Tempo der Autofahrer auf weiteren Straßen im Ort zu drosseln. Mal sind es Gerichte, die auf Klagen hin Tempo-30-Schilder wieder abschrauben lassen, mal ist es das staatliche Bauamt in Weilheim, das Limits auf Staatsstraßen ablehnt. Entsprechende Stellungnahmen finden sich auch im Entwurf eines Lärmaktionsplans wieder, der am Dienstag im Verkehrsausschuss besprochen wurde. Nun soll ein Gesamtverkehrskonzept her, um der Gemeinde bessere Argumente zu liefern.

Dieses Konzept wird umfassend. Die Verbindungen für Fußgänger und Radler sollen dabei untersucht und verbessert werden, ein Parkleitsystem könnte entstehen, ein zentraler Punkt ist aber Tempo 30. Gerichtsurteile vom vergangenen Juni gegen solche Limits auf der Unterbrunner Straße und der Römerstraße haben wieder einmal gezeigt, dass es für die Gemeinde nicht damit getan ist, diese Beschränkungen einfach anzuordnen. Kläger haben immer wieder leichtes Spiel.

Den Verkehrsplanern, die sich nun die Situation in Gauting anschauen werden, steht viel Material zur Verfügung. "Sie haben jede Menge Datengrundlagen, so dass man nichts weiter erheben muss", sagte Diplom-Ingenieur Helmuth Ammerl den Gemeinderäten. Er kennt sich aus in Gauting, denn er hat sich bereits mit der Verkehrssituation am Bahnhof befasst. Um den Auftrag bewirbt sich auch Ralf Kaulen, mit dem die Gemeinde Herrsching gute Erfahrungen gemacht hat. Er habe zehn Zentimeter Gutachten durchgearbeitet, sagte er bei seiner Präsentation. Tatsächlich ist schon viel Papier zum Thema produziert worden. Von einem Generalverkehrsplan aus den 1980er-Jahren über einen städtebaulichen Rahmenplan bis zum Leitbild.

Nun liegt auch noch ein "Lärmaktionsplan" mit gut 100 Seiten vor. Die Gemeinde ist nach Vorgaben der Europäischen Union verpflichtet, diesen Aufwand zu treiben, wenn eine bestimmte Anzahl von Anwohnern stark befahrender Durchgangsstraßen einem Geräuschpegel ausgesetzt sind, der festgesetzte Grenzwerte überschreitet. Nach einem vom Umweltbundesamt empfohlenen Wert sind das 384 Betroffene; vor allem an Starnberger und Münchner Straße, Bahnhof- und Ammerseestraße sowie der Gautinger Straße in Stockdorf. Allerdings ist es schwierig, den Lärm zu reduzieren. "Die Maßnahmen, die was bringen, sind nicht möglich, die Maßnahmen, die möglich sind, bringen nichts", sagte FDP-Gemeinderat Markus Deschler zu dem Bericht eines Augsburger Büros. Zu den unrealistischen Möglichkeiten zählt eine längerer Schallschutzwand an der Starnberger Straße. "Da steht nichts drin, was wir nicht schon vorher wussten", sagte Deschler. Das Papier habe eine Menge Geld gekostet, aber keine neuen Erkenntnisse gebracht, findet auch Rosa Strenkert (CSU). Immerhin ist auch diesem Konvolut zu entnehmen, wie sehr sich das staatliche Bauamt gegen Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Staatsstraßen sperrt.

Wie es auch einfacher geht, macht der UBG-Gemeinderat Richard Eck vor. Er hat sich Gedanken zur Verkehrssituation in Gauting gemacht und seine Anregungen in einem 19-seitigen Papier zusammengefasst. Darin schlägt er zum Beispiel vor, neue Bushaltestellen einzurichten, über die Einführung von Parkgebühren zu diskutieren und an der Bahnhofstraße einen Radlerstreifen anzulegen. Auch Radrouten hat sich Eck überlegt, mit Anbindungen nach Pasing und Starnberg. In seinem "Epilog" räumt der parteifreie Gemeinderat allerdings ein, dass einige seiner Ideen nicht neu seien, sondern beispielsweise schon in einem Fuß- und Fahrradwegeprogramm von 1989 auftauchten. Sie seien aber "nie umgesetzt worden".

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: