Gauting:Verheerende Schneisen

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Revierförster Mergler berichtet über Sturmschäden in Gauting

Von Blanche Mamer, Gauting

Orkan Niklas hat in den Wäldern rund um Gauting so stark gewütet wie die legendären Stürme Vivian und Wiebk e, berichtete Revierförster Florian Mergler im Gautinger Umweltausschuss. Vivian und Wiebke hatten kurz nacheinander im Februar 1990 schwere Verwüstungen angerichtet, die heute noch sichtbar sind. Auch der jetzige Sturm werde sich noch jahrelang auf den Wald auswirken, so Mergler.

Bis zu 100 000 Festmeter Holz sind nach seinen Worten an Ostern in seinem Gebiet des Gemeinde- und Privatwaldes gefallen. Zwar seien die Hauptwege mittlerweile freigeräumt, doch die Waldflächen sollten immer noch nicht betreten werden, auch nicht die uralten Trampelpfade. "Es ist dort immer noch sehr gefährlich. Die umgestürzten Fichten stehen unter enormer Spannung, und es ist lebensgefährlich, über die quer übereinander liegenden Hölzer zu klettern", warnte er. Er wies darauf hin, dass inzwischen an vielen Forstwegen Notfallschilder aufgestellt worden sind, die anzeigen, in welcher Richtung sich die Rettungssäulen befinden.

Vor allem der Kreuzlinger Forst sei sehr stark betroffen, berichtete Mergler. Niklas habe, anders als Vivian und Wiebke, keine riesigen Flächen verwüstet, aber stellenweise tiefe Schneisen von bis zu 500 Metern Länge und bis zu 80 Metern Breite gerissen. Dabei seien sämtliche Bäume gefallen, nicht nur die flach wurzelnden Fichten. Verursacht wurde dies durch eine Art Düseneffekt. Der Sturm sei mit hoher Geschwindigkeit durch die Wälder gepfiffen und habe alles mitgerissen, "selbst Buchen- und Eichenstämme werden bei 190-Stundenkilometern nicht verschont". Das habe sich besonders in Stockdorf gezeigt, wo der Wald höher liegt als der Ort. In Unterbrunn, Buchendorf und am Ortsrand von Gauting an der Germeringer Straße habe es hauptsächlich Einzel- und Nestwürfe gegeben.

Die Aufräumarbeiten haben gleich nach dem Sturm begonnen, sagte Mergler, viele Gemeindearbeiter hätten die Feiertage vergessen und gearbeitet, die freiwilligen Feuerwehren seien 24 Stunden im Einsatz gewesen. Zahlreiche Firmen hätten ihre Großgeräte und Harvester zur Verfügung gestellt. Nun gehe es darum, das Holz möglichst schnell zu verarbeiten und zu vermarkten- und möglichst dem Borkenkäfer zuvorzukommen.

Insgesamt liegt laut Mergler jetzt so viel Holz am Boden, wie sonst in einem Jahr gefällt werde. " Bei diesem Ereignis ist klar geworden, wie viel Wald die Gemeinde besitzt", sagte der Revierförster. Der Stockdorfer Gemeindewald müsse aufgeforstet werden. Nadelmonokulturen seien passé, antwortete er auf eine Frage. Wie schon in den vergangenen 30 Jahren in Bayern gelte auch weiterhin die Vorgabe, stabilen Mischwald zu pflanzen.

Es dauere aber sicher 15 bis 20 Jahre, bis die Auswirkungen von Niklas nicht mehr zu erkennen seien. "Die Bäume brauchen Zeit zum Wachsen, immerhin ist der Bestand 80 bis 120 Jahre alt." Jedenfalls: Der regionale Schaden von Niklas sei nicht zu unterschätzen.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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