Gauting:Unter den Flügeln des Engels

Lesezeit: 2 min

V. li.: Michael Gallenberger, Wolfgang Kiefl, Robert, Martina Ruschig, Stephan Jürgenliemk, Gabriele Kottmeier, Brigitte Kössinger, Stefan Tauner, Monika Bräuer-Gerlach und Bianca Mühlbauer. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auf dem Waldfriedhof Gauting wird an Allerheiligen der erste Friedgarten eingeweiht und gesegnet

Von Blanche Mamer, Gauting

Der verwitterte, aber immer noch lächelnde Engel auf dem Grab der Gautinger Bildhauerin Hanna Koschinsky (1884 bis 1939) im alten Teil des Gautinger Waldfriedhofs hat Begleiter bekommen. Zwei weiße Sandsteinstelen stehen nun links vom historischen Engel mit den weit ausgebreiteten Flügeln. Noch wirken sie wie Fremdkörper in ihrer makellosen Bleiche. Doch hoffentlich bald schon werden sie hier unter der mehr als hundertjährigen Buche und den alten Fichten und Eiben ein wenig Patina bekommen.

Das Grabmal für das Künstlerehepaar Meyer-Koschinsky ragt durch die künstlerisch wertvolle Skulptur heraus, die von der Münchner Bildhauerin Charlotte Goltz nach einem Wachsmodell von Hanna Koschinsky geschaffen wurde. Koschinsky hatte bei Auguste Rodin und Aristide Maillol studiert. Sie war 1925 mit ihrem Mann nach Gauting gezogen. Das hat ein Arbeitskreis des Archäologenvereins in seinem Buch über den Waldfriedhof dokumentiert. Die Historiker hatten beantragt, dass wertvolle Grabmäler auf dem Waldfriedhof nicht entfernt werden sollten. Nun stehen die Stelen für die erste Gemeinschaftsgrabanlage auf dem Waldfriedhof, die an Allerheiligen, 1. November, 11.30 Uhr, vom katholischen Pfarrer Otto Gäng und dem evangelischen Pfarrer Günther Riedner eingeweiht und gesegnet wird. Mit dem Friedgarten kommt Gauting den zunehmenden Anfragen von Angehörigen nach. Dass sich die Bestattungswünsche ändern, merken alle Gemeinden im Umland. Viele Angehörige wohnen weit weg von ihren Eltern und Verwandten, sie können im Todesfall das Grab nicht selbst pflegen. Und die Urnenbestattung in einer Wand erscheint ihnen oft als zu unpersönlich.

Die Idee für den Friedgarten stamme von den Friedhofsgärtnern, sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger bei der Vorstellung der Anlage. Zusammen mit der Friedhofsverwaltung und der Steinmetzin Bianca Mühlbauer wurde das Vorhaben geplant und umgesetzt, nachdem der Gemeinderat die Friedhofssatzung neu gefasst und Ruhegemeinschaften erlaubt hatte. Der Friedgarten bietet Platz für 30 Urnen. Im je nach Saison bepflanzten Halbrund vor dem Engel soll die Asche der Verstorbenen für zehn Jahre die "ewige Ruhe" finden. Die Namen und die Lebensdaten der Verstorbenen werden auf den Stelen vermerkt. Für das Ablegen von Blumengebinden und Kerzen wurden Steinplatten eingelassen. "Hier haben die Angehörigen die Möglichkeit, die Urne in einer von Gärtnern schön bepflanzten und gepflegten Grabstätte beizusetzen", so Gärtnermeister Wolfgang Kiefl, Vorsitzender der Treuhandgesellschaft bayerischer Friedhofsgärtner, die sich um die Finanzen kümmert. 200 Euro jährlich kostet die Grabpflege, einmalig kommen nach der Beisetzung 415 Euro für Steinmetz- und Bestattungsarbeiten dazu.

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: