Gauting:Unbezahlbare Werbung

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SPD lehnt die vorgesehene Erhöhung der Saalmiete im Gautinger Kulturzentrum Bosco ab

Von Gerhard summer, Gauting

Die SPD Gauting lehnt die geplante Erhöhung der Saalmiete im Gautinger Kulturzentrum Bosco ab. Denn laut Julia Ney, der SPD-Kreisvorsitzenden und -Fraktionssprecherin im Gemeinderat, hätte die "horrende" Steigerung um 60 Prozent nur wenig Effekt: Nach Abzug der sich anteilig ebenfalls erhöhenden GEMA-Gebühren blieben der Kommune lediglich Mehreinnahmen von 3000 Euro jährlich. Ohnehin übersehen ihrer Meinung nach viele Kommunalpolitiker, "dass wir mit dem Bosco Werbung für Gauting machen, die im Grunde unbezahlbar ist", so Ney. Kultur werde offenbar als "Sahnehäubchen in Luxuszeiten" missverstanden.

Der Gautinger Finanzausschuss hatte sich vergangene Woche mit klarer Mehrheit dafür ausgesprochen, die Tarife deutlich anzuheben. Die Begründung von CSU-Gemeinderat Stephan Ebner: Die Räume seien viel zu billig zu haben. SPD und Grüne plädierten vergeblich für die moderateren Vorschläge der Rathausverwaltung und der Bosco-Leitung. Auch Bürgermeisterin Brigitte Kössinger schloss sich Ebners Vorstoß an; mit ihr hat die CSU sechs Stimmen in dem 13-köpfigen Gremium. Die endgültige Entscheidung wird der Gemeinderat in seiner Sitzung an diesem Dienstag treffen. Laut Hans-Georg Krause, dem Leiter des Theaterforums im Bosco, hätte eine Mieterhöhung um 60 Prozent deutliche Folgen. Der Verein werde dann nicht mehr so viele Veranstaltungen anbieten können wie bisher.

Den Sozialdemokraten zufolge ist Gauting nicht gut beraten, am Bosco zu sparen. Denn das kulturelle Leben Gautings sei einer der "elementaren Mosaiksteine, der das Leben in unserer Kommune so lebenswert macht", schreibt Ney. Kultur gehöre mit zur Daseinsvorsorge in der Gesellschaft und sei natürlich ein Draufzahlgeschäft. Doch die "Folgen des Kaputtsparens sehen wir ja gerade auf anderen Feldern: marode Infrastruktur, überlastete Sicherheitskräfte, mangelnde Bildungsangebote, schlechte Pflege etc. Also ein armer Staat und privater unermesslicher Reichtum (Panama Papers!)". Die Folge sei ein Auseinanderdriften der Gesellschaft. Es gebe ein Rezept dagegen: Kultur, die für den Einzelnen bezahlbar ist. Das belegte sie seit zehn Jahren jährliche wachsende Besucherzahl im Bosco, findet Ney.

Natürlich müsse Gauting sparen, weil die Gemeindekasse nicht üppig gefüllt sei. Aber die Priorisierung spreche eine deutliche Sprache: Am Bahnhof solle ein Parkdeck für mehrere Millionen Euro entstehen, die Gemeinde finanziere der katholischen Kirche die Sanierung des Gotteshauses in Oberbrunn, lehne gleichzeitig aber die Halbtagsstelle der Schulsozialarbeiterin für Stockdorf ab, so Ney. Im Finanzausschuss sei wiederholt gefallen, dass man ein Signal setzen müsse. Doch was soll das für ein Zeichen sein?, so Ney. Es wäre "ein Signal gegen unsere Bürger, gegen die Ehrenamtlichen, die gerade auch im Bosco Enormes geleistet haben, gegen die Vereine und Parteien".

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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