Gauting:Tod eines Superhelden

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In der Welt seines Comichelden Miracleman kann Donald, alias Cedric Carr alle Kämpfe gewinnen, auch den Kampf gegen das Arztmonster und seinen Krebs. (Foto: oh)

Grell, grotesk und doch sehr einfühlsam inszeniert die Planegger Regisseurin Chris Hohenester das Theaterstück von Anthony McCarten. Am Donnerstag und Samstag wird es in Gauting aufgeführt

Von Sabine Zaplin, Gauting

Donald ist vierzehn und ein begabter Comiczeichner. Sein Held heißt Miracleman, in Donalds Comics gewinnt Miracleman jeden Kampf gegen seine Feinde. "Und wer sind seine Feinde?" fragt der Psychotherapeut den Jungen. "Arschlöcher", lautet die Antwort. Donalds Eltern schicken den Jungen zum Therapeuten, weil sie der Ansicht sind, dass Donald kampflos aufgibt. Donald hat Krebs. Und der Krebs ist, in Donalds Augen ein Arschloch, eines wie der Therapeut, die Ärzte, der Bruder und die Eltern. Denn Donald ist vierzehn, da ist die Welt eben so.

"Tod eines Superhelden", lautet der Titel des Theaterstücks, das am Mittwochabend im i-Camp München Premiere feierte und das am Donnerstag, den 18. Juni und am Samstag, den 20. Juni im Gautinger Bosco zu sehen ist (Beginn jeweils 20 Uhr). Die Inszenierung der aus Planegg stammenden Regisseurin Chris Hohenester basiert auf dem Roman "Death of a Superhero" von Anthony McCarten und setzt - in der dichten, aus vielen Kurzszenen im raschen Wechsel bestehenden Theaterfassung - auf grelle Groteske. Das bekommt dem schweren Stoff ausgezeichnet und entspricht unbedingt der Erzählerhaltung McCartens. Beispielsweise geraten die mit der Situation hoffnungslos überforderten Eltern angesichts einer kurzfristigen gesundheitlichen Besserung des Sohnes in übersteigerte Euphorie und beginnen vor der Ärztin ein ausgelassenes Tänzchen, während sie wenige Szenen später nach einer niederschmetternden Diagnose mit Büchern aufeinander einschlagen.

Immer mehr verschwimmen Realität und Phantasiewelt miteinander, immer stärker greift die von Donald geschaffene Comicwelt in seinen von Klinikaufenthalten, Therapeutenbesuch und Begegnungen mit seinen Freunden geprägten Alltag ein - und umgekehrt. Während die Ärztin entscheidet, mit einer Knochenmarkentnahme dem Tumorwachstum zu begegnen, lässt Donald seinen Miracleman in einen Kampf mit dem bösartigen Arztmonster namens Gummifinger geraten. Die Zeichnungen Donalds entstehen live auf der Bühne: Ludwig Dressler, Absolvent der Fachoberschule für Gestaltung, malt als Donalds gesunde Hälfte mit Pinsel und Farbe Miracleman´s Abenteuer in die Kulissen, während der kranke Teil von Donald im Bett fast verschwindet, fast nur noch Innenwelt ist.

Der Wechsel zwischen Innen und Außen gelingt mit wenigen Mitteln. Wenn Donald seine Kopfhörer aufsetzt, sind die Stimmen der besorgten Eltern ausgeblendet. Wenn er dagegen mitten unter seinen Freunden tanzt und dabei das Mädchen sieht, das ihn so fasziniert, verstummen Musik und Stimmen der Freunde. Und als Donald eigentlich schon von den Ärzten und Eltern aufgegeben ist, vollzieht sich vor den Augen der Zuschauer erst der eigentliche Schluss seines viel zu kurzen Lebens.

Unter den einfühlsam, sehr körperbetont und mit ausgezeichnetem Gespür für Rhythmus agierenden jungen Schauspielern ragt neben Jasper Deindl als Therapeut und dem kurzfristig erst dazugestoßenen Anton Schneider in gleich drei Rollen (als Comicfigur Gummifinger, als Donalds Bruder und als Schulfreund) vor allem der 15-jährige Cedric Carr, Schüler des Tutzinger Gymnasiums, heraus, der den krebskranken Donald so eindrucksvoll zu gestalten versteht, dass er trotz seiner zarten Gestalt die gesamte Bühne ausfüllt. Der bei der Premiere im i-Camp anwesende McCarten gratulierte nach der Vorstellung den Akteuren hochbewegt.

"Tod eines Superhelden", am Donnerstag, 18. Juni, und Samstag, 20. Juni, um 20 Uhr im Bosco. Karten zu 15 Euro: unter Telefon 089/45 23 8580.

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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