Gauting:Teures Bremsmanöver

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Autofahrer muss nach Unfall mit Radler eine Geldstrafe bezahlen

Von Christian Deussing, Gauting

Bei einem Unfall in Gauting hatte sich ein 55-jähriger Fahrradfahrer schwer verletzt. Er war im Juni vergangenen Jahres mit etwa 40 Stundenkilometern den Buchendorfer Berg hinuntergesaust, als ein Autofahrer, ohne zu blinken plötzlich abbremste, um einzuparken. Der Radler musste notbremsen, um eine Kollision zu verhindern, überschlug sich und stürzte auf die Straße. Der Gautinger brach sich dabei das Sitz- und Schambein, auch ein Ellenbogen und Handgelenk wurden verletzt. Der 26-jährige Autofahrer erhielt wegen fahrlässiger Körperverletzung einen Strafbefehl über 1200 Euro (30 Tagessätze zu 40 Euro), den er aber nicht akzeptierte. Doch den Einspruch nahm er am Donnerstag zum Ende des Prozesses vor dem Amtsgericht Starnberg zurück. Denn der Bäcker hätte keine Chance auf einen Freispruch gehabt.

Sein Verteidiger betonte, dass hauptsächlich der Radfahrer den Unfall verursacht habe. Dieser sei zu schnell gewesen, habe zu wenig Abstand eingehalten und habe sich "überbremst". Der Rechtsanwalt schlug daher dem Oberstaatsanwalt und der Amtsrichterin vor, mit einer Geldauflage von 750 Euro das Verfahren einzustellen. Da spielte das Gericht aber nicht mit, denn wegen eines möglichen Schmerzensgeldes und auch wegen der Kosten für den Unfall-Gutachters wären als Auflage mindestens 5000 Euro zu zahlen gewesen. Zudem hatte die Staatsanwaltschaft im Strafbefehl bereits die "gewisse Mitschuld" des Radlers zugunsten des Autofahrers berücksichtigt.

Das Auto sei ausgeparkt, habe dann kurz beschleunigt und dann "völlig überraschend, ohne zu blinken hart gebremst", um in eine Parklücke zu fahren, berichtete der Radfahrer. Bei seiner Vollbremsung auf dem Fahrrad habe das Vorderrad blockiert, "und ich bin über den Lenker kopfüber abgestiegen", erzählte das Unfallopfer, das von dem Angeklagten 2400 Euro an Schmerzensgeld erhalten hatte.

Der Autofahrer gab an, sich korrekt verhalten, aber vielleicht das Tempo und die Entfernung des Radfahrers nicht richtig eingeschätzt zu haben. Das eigentliche Problem und die Hauptunfallursache sei jedoch das "unerwartete Bremsen" des Autofahrers gewesen, betonte der Sachverständige. Eine Autofahrerin war damals hinter dem Radler hergefahren. Die Zeugin sagte aus, dass der Mann wohl damit gerechnet habe, dass der Autofahrer normal weiterfahren wollte. Als der dann abrupt abbremste, habe der Radler "keine Chance gehabt".

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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