Gauting:Ein Völkchen schwärmt

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Die Zahl der Hobbyimker steigt stetig. Jetzt ist eine Solidargemeinschaft im Fünfseenland in Gründung, die es sich zum Ziel setzt, mehr Bienenstöcke aufzustellen und das Diktat der Agrarindustrie abzuwehren

Von Blanche Mamer, Gauting

Das Frühjahr war verregnet, der Sommer der wärmste seit Menschengedenken: In Südbayern war 2015 ein Hungerjahr für die Bienen. Bei dem trockenen Wetter gab es zu wenig Pollen und Nektar und viele Imker mussten zufüttern. Doch nicht nur das Wetter ist schuld, dass es weniger Bienen und damit auch weniger Honig gibt - auch Monokulturen und aggressive landwirtschaftliche Gifte schwächen die Völker und erleichtern das Eindringen von Parasiten, vor allem der Varroa-Milbe.

Wer Honig will, muss die Bienenvölker hegen und pflegen. (Foto: dpa)

Die Folgen eines Bienensterbens größeren Ausmaßes kann man sich leicht ausmalen: Wenn Pflanzen und Bäume nicht mehr bestäubt werden, gibt es keine Ernte, Vögel und Tiere und auch die Existenz des Menschen steht auf dem Spiel - selbst wenn diese Einsicht nicht von Albert Einstein stammt, wie oft behauptet wird. Im Gautinger Umweltzentrum "Öko & Fair" haben sich nun Bienenfreunde, Imker und Permakultur-Anhänger zusammengeschlossen, um der negativen Entwicklung entgegenzuwirken. "Wir brauchen mehr Bienen", sagt Karl Heinz Jobst vom Umweltzentrum. Darum wollen die Initiatoren nach dem Vorbild der "solidarischen Landwirtschaften" (Solawi) eine solidarische Imkerei gründen - nicht zu verwechseln mit der Solidargemeinschaft Starnberger Land.

Momentan gibt es im Würmtal offenbar zehn Interessenten, die gemeinsam imkern wollen. Allerdings wolle sich die Gruppe breit aufstellen, sagt Jobst, der federführend für das Projekt ist, und nach weiteren Imkern in Spe sucht. Bei den solidarischen Landwirtschaften steige das Interesse kontinuierlich, so Jobst: Landauf, landab entstehen solche Zusammenschlüsse, die das Ziel haben, das Diktat der Lebensmittelkonzerne und der Agrarindustrie abzuwehren. Diese Solawi funktionieren so: Eine bestimmte Anzahl Teilnehmer ermöglicht die Existenz oder das Weiterbestehen eines bäuerlichen Betriebes oder einer Gärtnerei durch finanzielle Unterstützung und/oder durch regelmäßige praktische Mitarbeit. Als Gegenleistung werden die Ernten an Obst und Gemüse oder Getreideprodukte aufgeteilt. Wenn später die Gemeinschaft floriert und mehr erwirtschaftet, als die Beteiligten abnehmen können, kann auch wieder in Vertrieb und Verkauf investiert werden. "Solche Vorhaben ermöglichen die Existenz von kleineren Betrieben und garantieren die Erzeugung von regionalen, hochwertigen Produkten", betont Jobst. Das Modell eigne sich auch für die Imkerei. Ein bienenfreundliches Garten - und Wiesengrundstück wurde bereits gefunden. Es liegt im nördlichen Würmtal, wo genau wollte Jobst noch nicht sagen. Geplant ist, zunächst mit fünf Bienenstöcken anzufangen. Je nach Zahl der Teilnehmer können es aber auch mehr werden, so Jobst.

"Im ersten Jahr wird wahrscheinlich nicht viel Honig geerntet. Wenn wir die Bienen über den ersten Winter bringen, könnte im zweiten Jahr mehr Ertrag erreicht werden", glaubt Jobst. Das Besondere ist, dass auch derjenige, der weder über einen Garten noch über Bäume verfügt, mitmachen kann. Arbeit gibt es das ganze Jahr über: die Bienen müssen beobachtet, die Stöcke laufend kontrolliert, Honig geerntet werden. Die Grundausstattung, für die ein Startkapital von zirka 2000 Euro kalkuliert wird, soll noch in diesem Winter besorgt, die Bienenvölker im Frühjahr angeschafft und in die Stöcke eingebracht werden. Zur Vorbereitung geht es nun darum, Wissen und Grundkenntnisse der Imkerei zu erlangen. Dazu veranstaltet das Umweltzentrum einen Einführungskurs mit einer erfahrenen Imkerin. Sie wird am Samstag und Sonntag, 27. und 28. Februar, über die Grundlagen der Imkerei informieren. Wer sich für die Solidarische Imkerei (SolIm) im Würmtal interessiert, soll sich beim Umweltzentrum melden, unter Telefon 089/89 31 10 54 oder per E-Mail: info@oeko-und-fair.de.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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