Gauting:Schulweghelfer - ein Kommen und Gehen

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Auf der Bahnhofstraße geleitet Fidelis Mahler Kinder über die Fahrbahn. Fürs Foto hilft auch Bürgermeisterin Brigitte Kössinger mit. (Foto: Georgine Treybal)

In der Gemeinde hören mit dem dienstältesten Lotsen Fidelis Mahler acht weitere ehrenamtliche Verkehrswächter auf. Ersatz zu finden, ist nicht leicht

Von Michael Berzl, Gauting

Die Radler sind am schlimmsten. Sie sind oft ungeduldig, halten sich nicht immer an die Verkehrsregeln und drängeln sich auch einmal zwischen den Fußgängern hindurch, die an einer Ampel die Straße überqueren. Das hat Fidelis Mahler beobachtet, und er muss es wissen. Der 86-Jährige kennt die Verkehrssituation am Hauptplatz in Gauting so gut wie wohl kaum ein anderer, denn er war sieben Jahre lang Schulweghelfer und ist damit der dienstälteste in der Gemeinde. Und wohl auch einer der zuverlässigsten. Montag, Dienstag und Mittwoch war er zur Stelle, morgens vor acht Uhr und drei Mal um die Mittagszeit, wenn jeweils der Unterricht endet. Urlaub hat er nur in der Ferienzeit gemacht. Und wenn es die Gesundheit zuließe, hätte er diese Aufgabe gerne noch weiter übernommen. Doch wenn im September der Unterricht wieder beginnt, steht Mahler nicht mehr an seinem Stammplatz an der Starnberger Straße.

"Ich habe es gerne gemacht", sagt er, als er am Dienstag rückblickend von seinem Einsatz erzählt. Viele Kinder haben ihn schon gekannt und auch mal von Problemen in der Schule erzählt. Und der Ruheständler, der selbst Vater von drei Kindern ist und drei Enkelkinder hat, hat es genossen, die Lebendigkeit der Buben und Mädchen zu beobachten: "Die tanzen, hüpfen, singen. Das ist Leben. Ich freue mich über jedes Kind, das so aus sich heraus geht." Zugleich zollt er ihnen ein großes Lob. Die Schulkinder seien "ganz anständig" und sehr diszipliniert. Im Gegensatz zu den Radfahrern.

Zusammen mit Mahler hören nun acht weitere Schulweghelfer auf. Ersatz zu finden, sei gar nicht so einfach, berichtet Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. Fast 70 Schulweghelfer sind nach Angaben der Gemeinde an den Übergängen auf dem Weg zu den Grundschulen in Gauting und Stockdorf im Einsatz. Manche übernehmen regelmäßig Schichten, manche springen nur nach Bedarf ein. Im günstigsten Fall gelingt es, elf Stellen in Gauting zu besetzen, dazu vier in Stockdorf und zwei in Buchendorf. Insgesamt ergeben sich so 340 Einsätze pro Woche, die zu koordinieren sind. Das ist eine logistische Herausforderung. Diese Aufgabe übernehmen ebenfalls ehrenamtlich Katharina Frenck und Franziska Lohe. Insgesamt ist Bürgermeisterin Kössinger mit dem Lotsensystem in der Gemeinde sehr zufrieden: "Wir sind stolz darauf, wie gut wir die Schulwege abdecken können." Ohne Helfer wie Mahler ginge das nicht.

"Teils aus Langeweile" habe er zunächst die Aufgabe des Schülerlotsen übernommen, erzählt der gebürtige Stuttgarter ganz ehrlich. Bis ins Alter von 72 Jahren habe er als Handelsvertreter für Glas, Porzellan und Geschirr gearbeitet, dann ein paar Jahre den Ruhestand genossen. Doch dann habe er doch wieder eine sinnvolle Beschäftigung gesucht und sich im Rathaus gemeldet, als er durch einen Zeitungsbericht davon erfuhr, dass Schulweghelfer gesucht werden. "Man weiß wieder mehr, was man mit sich anfangen soll", sagt er. Er hat es nicht bereut und im Rathaus ist man sehr dankbar über solche zuverlässigen Helfer. Den Abschied von Fidelis Mahler nimmt Bürgermeisterin Kössinger zum Anlass, an andere Eltern und Großeltern zu appellieren, sich im Dienst der Sicherheit von Kindern an die Straße zu stellen.

Wer Schulweghelfer in Gauting werden will, kann sich unter der Telefonnummer 089/89337-158 bei Manuela Eislinger im Rathaus melden. Pro Einsatz, der mit etwa einer halben Stunde zu veranschlagen ist, wird dieses Ehrenamt mit 4,50 Euro vergütet. Auch viele andere Gemeinden im Landkreis suchen solche Helfer.

© SZ vom 14.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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