Gauting:Ruhe sanft und günstig

Lesezeit: 2 min

Von der Münchner Bildhauerin Charlotte Goltz stammt die Steinskulptur, vor der das kleine Urnenfeld am Rand des Gauinger Waldfriedhofs entstehen soll. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auch bei Bestattungen spielt Geld eine Rolle. Auf dem in drei Tarifzonen eingeteilten Waldfriedhof in Gauting sind die Grabstellen im teureren Teil nicht mehr so gefragt. Nun werden die Gebühren überarbeitet

Von Michael Berzl, Gauting

"Nichts im Leben ist umsonst, nur der Tod - und der kostet das Leben", sagt eine Volksweisheit. Für die Hinterbliebenen kommen dann aber noch ein paar Kosten hinzu, schließlich gibt es im Diesseits auch Friedhofsgebühren, Bestatter, Steinmetze und Gärtner, die ihre Rechnungen schicken. Auch bei den letzten Dingen spielt Geld eine große Rolle; das wird in Gauting gerade sehr deutlich. Seit im Waldfriedhof drei verschiedene Tarife gelten, sind Grabstellen im alten Teil nicht mehr so begehrt, weil sie teurer sind. Nun sollen die Gebühren überarbeitet werden, hat der Finanzausschuss beschlossen. Insgesamt müsste sich eine Korrektur nach oben ergeben, denn bislang erwirtschaftet die Kommune auf ihrem Friedhof mit insgesamt 3000 Grabstellen ein kräftiges Defizit, was eigentlich gar nicht sein dürfte.

Wer den Waldfriedhof mit seinen stattlichen Bäumen und den kunstvollen Skulpturen besucht, ahnt, wie viel Arbeit der Erhalt dieser schönen Anlage macht. "Wir müssen eigentlich kostendeckend werden", erklärte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger in der Ausschusssitzung am Dienstag. Aus den Gebühren lässt sich nicht einmal die Hälfte der Kosten bestreiten. Nach den Berechnungen der Kämmerei hat sich im vergangenen Jahr ein Defizit von 150 000 Euro ergeben, dabei müssten eigentlich die Kosten für das Bestattungswesen von den Gebühren gedeckt werden. Bei der Neukalkulation schaltet das Rathaus wieder den Diplom-Verwaltungswirt Norbert Schima aus Passau ein. Zuletzt waren die Preise vor acht Jahren neu geregelt worden, was einige Proteste zur Folge hatte. Die damals eingeführte Tarifstaffel hat sich aus Sicht der Gemeindeverwaltung nicht bewährt. Kössinger strebt jedenfalls an, "dass wir die Tarifzonen möglichst wieder aufheben".

Bisher gibt es drei verschiedene Preise für Gräber, je nachdem, wo sie sich befinden: Im alten Teil mit seinen mächtigen Fichten und Buchen kostet ein Einzelgrab für zehn Jahre 590 Euro, im billigeren neuen Teil 370 Euro. Die Folge: Im teureren Bereich sind schon etliche leere Plätze zu sehen. Da wird offenbar gespart. Dass aufs Geld geschaut wird, zeigt auch der Trend zum Urnengrab, das bei einer anonymen Bestattung schon ab 200 Euro zu haben ist. Für die Gemeinde verstärkt aber dieser Trend die finanzielle Schieflage noch, denn bei vergleichsweise geringen Einnahmen ist der Aufwand beim Bau der Urnenwände hoch.

Und sehr hübsch sind sie auch nicht. Da kommen nun die in Gauting tätigen Gärtner und ihr Landesverband ins Spiel. Stephan Jürgenliemk, der Geschäftsführer der Treuhandgesellschaft bayerischer Friedhofsgärtner (TBF), hat den Gemeinderäten eine Alternative vorgestellt, wie Urnen auch bestattet werden können. "Eine Ruhegemeinschaft für Gautinger", nennt er die kleine Anlage, die vor einer von der Münchner Bildhauerin Charlotte Goltz geschaffenen Engelsskulptur entstehen könnte. Vor dem Grabmal von Adolph Meyer und Johanna Koschinsky, unter einer großen Buche, könnten bis zu 30 Urnen untergebracht werden. Schattig ist es dort das ganze Jahr, aber es ist ein schöner Platz am Rand des Waldfriedhofs; das Vogelgezwitscher ist dort in diesen Tagen lauter als der Verkehrslärm von der Straße. Das Modell Ruhegemeinschaft sieht vor, dass Gärtner, die Vertragspartner der TBF sind, die Pflege übernehmen; die Kosten liegen in einer Größenordnung von 200 Euro pro Jahr. Wenn es nach Jürgenliemk geht, sollte das Urnengrab neuen Stils möglichst bald vorbereitet werden. Die Eröffnung könnte dann im Juni gefeiert werden. Im Ausschuss fand die Idee durchweg positive Resonanz.

Geteiltes Echo dagegen findet die "Vision Familienpark" der Seniorenbeiratsvorsitzenden Ulla Ottmar. Da erhielte jede Familie ihren eigenen Baum mit Urkunde und Plaketten für wichtige Ereignisse. Hochzeit, Geburt eines Kindes, runde Geburtstage, Kommunion könnten dort gefeiert werden. Und schließlich könnte unter dem Baum auch die Urne eines Familienangehörigen versenkt werden. Tobias McFadden begrüßte den Vorschlag als eine "tolle Sache", während Angelika Högner (CSU) das alles etwas "befremdlich" findet.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: