Gauting:Protest gegen neue Straßennamen

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Der Gautinger Gemeinderat will die Max-Dingler-Straße im Stockdorfer Dichterviertel umbenennen. (Foto: Nila Thiel)

Anwohnerin der Max-Dingler-Straße mobilisiert Nachbarn und konsultiert einen Anwalt

Von Sabine Bader, Gauting

Gertraud Mayr ist aufgebracht. "Jetzt fängt das Ganze wieder an", sagt sie zur SZ. Mit dem "Ganzen" meint die 79-Jährige das Gerangel um die Umbenennung der Max-Dingler-Straße, in der sie seit 1968 lebt. Bereits 2013 wollte die Gemeinde die Straße im Dichterviertel im Gautinger Ortsteil Stockdorf umtaufen, weil Max Dingler zu jenen Literaten zählte, die sich mit der Ideologie der Nationalsozialisten identifiziert und zu Hitlers willfährigen Anhängern gezählt haben. Damals hatten Anwohner der Straße gegen die geplante Umbenennung protestiert, woraufhin die Gemeinde ihren Plan ad acta legte. Ebenso wie vor acht Jahren möchte Mayr abermals ihre Nachbarn mobilisieren. Ob es allerdings wieder klappt, die Gemeinderäte umzustimmen, erscheint fraglich. Schließlich war die Entscheidung des Gemeinderates einstimmig. Und Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) ist davon überzeugt: "Die Entschlossenheit im Gremium ist da." Es sei entschieden, dass man die Straßennamen nicht beibehalten wolle.

Zeitgleich mit der Max-Dingler-Straße will die Gemeinde auch deren Parallelstraße, die Ina-Seidel-Straße, umbenennen. Denn die Dichterin hatte ebenfalls eine sehr unrühmliche Rolle in der NS-Zeit gespielt. Auch in dieser Straße sind erwartungsgemäß nicht alle Anwohner begeistert von dem Vorhaben. Ähnlich wie Mayr ("wer kennt denn schon noch Max Dingler") argumentiert man auch dort, dass beide Schriftsteller heute kaum noch jemandem ein Begriff seien und die Umbenennung schon aus diesem Grund keinen Sinn mache.

Das sehen die Gemeinderäte anders. "Eine Straßenbenennung ist ja eine Würdigung, bei der es um Werte geht. Aber die Werte, die diese beiden Personen verkörpern, sollten nicht mehr unsere Werte sein", findet Carola Wenzel von der SPD, die die erneute Debatte im Gremium angestoßen hatte. "Man könnte, so man wollte, zur Distanzierung und unter besagtem Straßenschild einen kritischen Kommentar zur politischen Gesinnung des Max Dingler anbringen", schreibt Mayr in einem Brief an Bürgermeisterin Brigitte Kössinger und deren Stellvertreter Jürgen Sklarek.

Sollte der Gemeinderat an seinem Vorhaben festhalten und den Straßennamen ändern, überlegt sie, ähnlich wie bereits 2013, eine Unterschriftenaktion zu starten. Als ersten Schritt habe sie jetzt schon mal einen befreundeten Anwalt konsultiert, sagt sie.

© SZ vom 06.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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