Gauting:Prost Mahlzeit

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Eine schillernde Persönlichkeit: der Koch, Autor und ehemalige Tatort-Kommissar Gregor Weber. (Foto: Fuchs)

Gregor Weber beschreibt in seinem neuen Roman eine Welt, die ohne Köche auszukommen glaubt

Von Blanche Mamer, Gauting

Der Schiffskoch und Schwerenöter Carl Juniper fällt nicht nur aus der Zeit, sondern auch in eine neue Welt. Abenteuerlich ist das und gruselig. Denn das London, in dem Juniper nach dem Schiffbruch des heruntergekommenen Frachters Birmingham 1913 landet, ist eine Albtraumstadt, in der Tausende von bleichen rechtlosen Menschen molochen, von einer unbekannten Macht beherrscht werden und terrorisiert von der Soldateska der Tanned Necks.

Der Gautinger Autor Gregor Weber hat sich diese schillernde Figur ausgedacht und ihre fantastischen Abenteuer in seinem neuen Roman "Die Stadt der verschwundenen Köche" (Knaus Verlag) aufgeschrieben. Er hat dabei eigene Erfahrungen eingebracht, als Koch - er ging bei Kolja Kleeberg in die Lehre - und als Marinesoldat - ein Jahr Grundausbildung. Und er hat Ideen aus Leseerlebnissen weitergesponnen. Einmal nicht recherchieren müssen, einfach aus dem Vollen der Fantasie schöpfen, das ist ihm gelungen. Das Schreiben dieses wilden verrückten Buches muss Spaß gemacht haben, auch das Lesen macht sehr großen Spaß. Weber selbst hat einen schillernden Lebenslauf: Geboren in Saarbrücken, hat er als Jugendlicher in der TV-Comedyserie "Familie Heinz Becker" mitgespielt, er ging zur Marine, studierte, spielte Theater und wurde bekannt als Saarbrücker Tatort-Kommissar Stefan Deininger. Dann begann er mit dem Schreiben von Krimis und landete den Bestseller "Kochen ist Krieg" über seine Zeit in Sterne-Restaurants.. Und schließlich kehrte er zurück zur Bundeswehr, ging als Pressefeldwebel nach Afghanistan, seine Erfahrung in Kundus beschreibt er in seinem Buch "Krieg ist nur vorne Scheiße, hinten geht's". Und nun Retro-Fantasy.

In der neuen Geschichte essen die Menschen nicht, sie nehmen Einheiten ein - ein Horror für einen Koch. Sie kennen keine Tiere, kein Obst, kein Getreide, keine Bäume, sie leben, um zu arbeiten. Dafür haben sie fließendes warmes Wasser, sie fahren mit hoch über den Straßen zischenden Dampfgleitern in die Fabriken und schuften 14 Stunden am Stück. Alles ist grau, die Luft ist schlecht, Freude existiert nicht. Da es kein Essen gibt, braucht es auch keine Köche - und kochen ist streng verboten. Es gibt sie trotzdem, doch sie sind subversive Typen, gehören zu geheimen Gangs und üben ihr gefährliches Handwerk unter Lebensgefahr aus. Juniper erschnüffelt sich durch Zufall einen der geheimen Zugänge. Als er dann auch noch seine große Liebe trifft, beginnt sein Leben neu. Und es warten große Gefahren. Muss man erwähnen, dass Weber seit früher Jugend Fan von Fantasy- und Abenteuerromanen ist? Die Bücher von Jules Verne hat er verschlungen, "Die Schatzinsel" von Stevenson an die 15 Mal gelesen. Dem Leser mögen dazu Bradburys "Fahrenheit 451" einfallen, Poes "Arthur Gordon Pym" oder auch Zemeckis Marty McFly.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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