Einbruch in Brillengeschäft:Profis am Werk

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Eine Situation, die kein Ladenbesitzer gerne hat: Optiker Andreas Wiediger darf seine leeren Brillenregale nach dem Einbruch wieder auffüllen. (Foto: Arlet Ulfers)

Auf die Läden von Optikern haben es derzeit Einbrecher abgesehen. Gauting ist kein Einzelfall

Von Christian Deussing, Gauting

Die Täter haben wohl genau gewusst, bei welchem Gautinger Optiker sie am besten zuschlagen können. Jedenfalls räumten sie in der Nacht zum vergangenen Donnerstag sämtliche Regale bei "Optik Mauer" an der Bahnhofstraße ab und stahlen 850 hochwertige Sonnenbrillen und Gestelle. Es war nach 15 Jahren bereits der zweite Einbruch in das exklusive Geschäft. Inhaber Andreas Wiediger geht von einem Schaden von etwa 200 000 Euro aus. Nun will der Augenoptiker seine "Sicherungssysteme optimieren", um einen dritten Einbruch in sein Brillengeschäft zu verhindern. Die Umsatzeinbußen kann Wiediger derzeit noch nicht beziffern.

Der 50-Jährige glaubt, gezielt ausgekundschaftet worden zu sein. Er könne sich aber "nicht an Verdächtiges", erinnern, sagte Wiediger am Montag der SZ. Er steht mit seiner Ehefrau Tanja und Mitarbeitern im Verkaufsraum vor noch fast leeren Regalen, die er jetzt wider mit Brillengestellen bestücken will. Angeliefert wurden in mehreren schwarzen Koffern die Marken Rodenstock- und Porsche in Musterkollektionen. Nach dem verheerenden Diebstahl versucht Wiediger, den Geschäftsablauf zu normalisieren. Eine Rentnerin betritt den Laden und wird sofort freundlich vom Chef bedient. Die Frau hat bald eine Augenoperation und benötigt eine Schutzbrille. Das Geschäft hat viele Stammkunden - diese hätten "sich ganz lieb erkundigt", erzählt Tanja Wiediger. Das macht dem Ehepaar Mut, das schon seit 1993 das Geschäft in Gauting führt.

Diesmal waren die Täter nicht durch den Kellerschacht, sondern über ein Seitenfenster in den Laden eingedrungen. Laut Polizei brachen sie mit einem Brecheisen ein Fenstergitter auf und griffen danach an den Ständern und Wänden zu - nur Kinderbrillen, Futterale und bearbeitete Aufträge blieben verschont.

Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck geht von professionell agierenden Einbrechern aus, die womöglich auf Bestellung arbeiten. In diesem Jahr ist bayernweit bereits zum fünften Mal in ein Optikergeschäft eingebrochen worden - etwa in der Nacht zum Gründonnerstag auch in Haar. Jetzt würden "mögliche Tatzusammenhänge" und sämtliche Spuren geprüft, sagt Kripochef Manfred Frei. Bei diesen Einbrüchen gebe es eine "gewisse Form der Logistik", zum Beispiel wohl auch Absatzmärkte, erläutert der Ermittler.

Jetzt hofft der Gautinger Augenoptiker, dass seine Versicherung den Schaden zügig abwickelt. Es sei natürlich auch wichtig, den Einbrechern das "Handwerk zu legen" - doch es sei zu befürchten, dass "dann gleich die nächsten nachkommen", glaubt Wiediger.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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