Gauting:Preys Wundertüte

Lesezeit: 2 min

Hier singt der Chef noch selbst: Bariton und Festivalchef Florian Prey (hier bei der Verleihung des Klinge-Preises). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Sommerfestival beginnt

Von Gerhard Summer, Gauting

Klassikfestivals in Scheunen und Stadeln haben ihren besonderen Reiz. Die Kleiderordnung ist etwas legerer, die Stimmung entspannter und familiärer als in gediegenen Konzertsälen, und das Programm zuweilen überraschender. Was natürlich voraussetzt, dass die Organisatoren ein Händchen für Nachwuchsstars haben und im besten Fall selbst aktive Musiker sind. Die Holzhauser Musiktage am Ostufer des Starnberger Sees waren und sind ein Paradebeispiel dafür, wie viel Glanz in einer rustikalen Hütte entstehen kann. Die Zuhörer saßen in der Scheune auf Augenhöhe mit einem Pianisten wie András Schiff, der damals auf dem Sprung zum Weltstar war, und erlebten eine noch jugendlichen Isabelle Faust an der Geige.

Das von Florian Prey geleitete Kleine Sommerfestival in einem vormaligen Kutschenhaus, der Remise im Schlosspark Fußberg, hat noch zusätzliche Trümpfe: Es ist wesentlich breiter aufgestellt als vergleichbare Konzertserien, im Programm finden sich auch Jazz, Tanz, Filmvorführungen und eine Ausstellung, dazu noch eine Hommage an den Komponisten Adolph Kurt Böhm in Form einer Buchpräsentation. Und dass sich Preys Wundertüte klein nennt, ist wohl eher eine Reminiszenz an vergangene Tage. Inzwischen verwandelt sich die Remise nämlich an 23 Vormittagen und Abenden in eine Bühne, ein Tanzlokal oder in einen Jazzschuppen.

Den Auftakt am Sonntag, 7. Juni, 11 Uhr, übernimmt die von Martha Argerich geförderte Pianistin Sophie Pacini. Sie kommt diesmal mit dem Bratschisten Clemens Gordon, auf dem Programm stehen Werke der großen Romantiker Schumann und Schubert. Fünf Tage später setzt das Diogenes Quartett da an, wo Pacini und Gordon aufgehört haben, und nimmt sich Streichquartette von Schubert vor (Freitag, 12. Juni, 19 Uhr). Prey selbst gibt zusammen mit dem Pianisten und berühmten Liedbegleiter Wolfgang Leibnitz eine Heine- und Eichendorff-Matinee (Sonntag, 14. Juni, 11 Uhr). Ricardo Volkert, der Flamencogitarrist vom Ammersee, und der Cellist Jost Hecker lassen sich durch Spaniens Tavernen und Gassen treiben (Sonntag, 14. Juni, 19 Uhr). Und das Münchner Bläserquintett, formiert aus Mitgliedern des Münchner Rundfunkorchesters, spielt bei seinem ersten Festivalauftritt in Gauting vorwiegend klassische Werke (21. Juni, 11 Uhr). Das Konzert steht unter dem Motto "Schutz den Bienen". Was zunächst irritieren mag, aber seinen Hintergrund darin hat, dass an diesem Tag die preisgekrönte Doku "Queen of the sun" zu sehen ist, ein Film über das allmähliche Verschwinden der Bienen (21 Uhr).

Dass Prey viel von Nachwuchsarbeit hält, zeigen schließlich Auftritte der "jungen Überflieger" vom Münchner Pianistenclub, der Klavierklasse von Julia Fischers Mutter Viera Fischer und das Jugendkonzert der Bayerischen Philharmonie.

Kleines Sommerfestival Gauting, 7. Juni bis 12. Juli, Karten: Buchhandlung Kirchheim (089/8503511), München Ticket und Abendkasse.

© SZ vom 06.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: