Gauting:17-Jähriger soll auf Haushälterin seines Vaters eingestochen haben

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Die Frau erlitt bei dem Angriff lebensgefährliche Verletzungen. Der mutmaßliche Täter wurde in München gefasst.

Von Michael Berzl, Gauting

Nach einer Messerattacke in Gauting sitzt der mutmaßliche Täter nun in Untersuchungshaft. Wie die bisherigen Ermittlungen der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck und der Staatsanwaltschaft in München ergeben haben, soll der 17-Jährige am Mittwochvormittag eine Haushaltshilfe in seinem Elternhaus niedergestochen und dabei lebensbedrohlich verletzt haben.

"Für uns erschließt sich kein plausibles Motiv"

Nach einer Notoperation im Krankenhaus ist die 67-jährige Frau nun außer Lebensgefahr. Wie es zu der Tat kommen konnte, ist noch völlig unklar. "Für uns erschließt sich kein plausibles Motiv", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern am Donnerstag.

Zumal der mutmaßliche Täter schweige. Bei einer ersten Vernehmung habe der Jugendliche keine Angaben über Tathergang und zu Beweggründe gemacht. Ein Rechtsanwalt war dabei, als er von Beamten der Kriminalpolizei in Fürstenfeldbruck befragt wurde. Seine Kleidung wurde jedenfalls sichergestellt, um mögliche Spuren zu sichern, auch in der Wohnung waren die Experten der Spurensicherung.

Nicht nur das Motiv, sondern auch die Tatwaffe fehle noch. Auch am Donnerstagvormittag suchten Beamte noch die Umgebung des Tatortes ab. Allerdings vergeblich. Somit steht noch nicht einmal ganz sicher fest, ob es sich bei der Tatwaffe tatsächlich um ein Messer handelt.

Die lebensgefährlich verletzte Frau rief selbst Hilfe

Die verletzte Haushaltshilfe, die nun in einer Münchner Klinik behandelt wird, konnte zwar schon kurz befragt werden, ihre Aussage brachte den Ermittlern aber keine wesentlichen neuen Kenntnisse. Die 67-Jährige konnte nach der Messerattacke noch selbst über den Notruf die Rettungsleitstelle in Fürstenfeldbruck verständigen. Das könnte sie gerettet haben.

Das Opfer hatte eine lebensbedrohliche Stichverletzung im Rückenbereich erlitten; mittlerweile ist ihr Gesundheitszustand aber wieder stabil, so die Polizei. Die 67-Jährige arbeitete als Reinigungskraft in dem Haus in Gauting, in dem der Vater des mutmaßlichen Täters mit dem 17-Jährigen lebt. Während der Tat war der Vater nicht zu Hause.

Es ist eine der besseren Wohngegenden am Rand der Villenkolonie, in der sich das Gewaltverbrechen ereignet hat. Alte, schmucke Häuser stehen hier hinter hohen Hecken. Große Birken, Kiefern und Fichten stehen in den Gärten. Am Straßenrand parkte am Donnerstag noch ein Einsatzwagen des Polizeipräsidiums Oberbayern.

Wie die Polizei den Täter suchte

Kurz nach der Tat waren die Ermittler mit mehreren Fahrzeugen im Einsatz, ein Suchhund wurde losgeschickt, der Hubschrauber kreiste tief über dem Gelände. Im Gymnasium und in der Realschule in der Nähe war dieser Helikoptereinsatz aufgefallen. Die Polizei suchte gleich nach der Tat auch von der Luft aus die Umgebung ab, weil zunächst noch unklar war, wo sich der Täter aufhält; er hätte auch noch in der Nähe sein können.

Als der Notarzt in Gauting noch um das Leben der schwerst verletzten Frau kämpfte, sei der 17-Jährige schon geflüchtet gewesen. Offenbar sei er zu Fuß zum Bahnhof gelaufen und von dort mit der S-Bahn zu seiner Mutter in Haidhausen gefahren. Wenige Stunden nach der Attacke wurde der mutmaßliche Täter dort noch am Mittwochnachmittag festgenommen. Die Mutter hatte selbst die Polizei verständigt, nachdem ihr Sohn bei ihr aufgetaucht war.

Die Kripo Fürstenfeldbruck führt derzeit in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft München II die Untersuchungen zum Tatgeschehen. Die Staatsanwaltschaft geht vom Verdacht eines versuchten Mordes aus und beantragte Haftbefehl.

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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