Gauting:Neue Pläne, offene Prozesse

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Architektursichten im Bosco: Andrea Gebhard und Andreas Romero. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Stadtplanerin Gebhard referiert über Chancen der Veränderung

"Was im Moment passiert ist ein Urbanisierungsprozess, der weitgehend ungeplant und ungelenk vor sich hin gaukelt", sagte Stadtplaner Andreas Romero am Montag im Bosco bei der Einleitung zu "Architektursichten". Mehr als 80 Zuhörer waren in die Bar Rosso gekommen, davon etliche aus den übrigen Würmtalgemeinden. Doch anders als angekündigt ging es nicht um Konzepte der Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung für die Würmtalgemeinden, sondern um eine grundsätzlich bessere und zukunftsorientierte Planung. Eine der Referentinnen habe eine anderweitige Verpflichtung, sagte Romero. Also war allein die Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin Andrea Gebhard vom Münchner Büro Mahl-Gebhard-Konzepte und Vorsitzende der Landesgruppe Bayern der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung nach Gauting gekommen: Sie plädierte für einen neuen Landesentwicklungsplan und die Notwendigkeit eines offenen Prozesses.

Bei einer sinnvollen Planung sind demnach Fragen wie Bevölkerungswachstum, Umgang mit der Natur, Klimawandel, externe Wetterereignisse, Flächenverbrauch, Innenortsverdichtung, Umgang mit Baulücken, Infrastruktur, Mobilität, Verkehr oder auch Standorte für Handel und Gewerbe gleichermaßen einzubeziehen. Gauting sei ein idealer Ort zum Leben mit Nähe zur Großstadt und Grün vor der Tür, sagte Gebhard. Das gesamte Würmtal sei städtisch geprägt, was ebenfalls zu berücksichtigen sei.

Bei der Weiterentwicklung der Konzepte seien, so Gebhard, nicht nur die Planer und Experten gefragt, sondern auch die Zivilgesellschaft. Kommunikation sei daher enorm wichtig. Doch genau da hakt es bei vielen Gemeinden - auch in Gauting, wie sich in der anschließenden Diskussion zeigte. Bürgergutachten, die Gebhard als "Instrument der Steuerung" vorschlug, seien dann obsolet, wenn sich die Mehrheit dagegen entscheide, sagte Romero, und führte beispielhaft das Bürgerbegehren zum Schulareal am Bahnhof an: Nur 33 Prozent der Bürger hätten sich gegen die jetzige Planung ausgesprochen. Man müsse das respektieren, so sei Demokratie. Herbert Stepp, Grünen-Gemeinderat in Planegg, findet, dass Bürgergutachten eher zur Spaltung in der Bevölkerung führen.

"Wie können wir unsere Heimat erhalten?", wollte eine Gautingerin wissen, die sich für den Erhalt der alten Bäume und der mehr als 200-jährigen Eiche auf dem Schulareal einsetzt. "Was tun, damit das Bahnhofsgebäude nicht abgerissen wird?" Wie kann man alte Dinge bewahren und trotzdem neue Strukturen aufbauen? Für Gebhard ist es notwendig, eine Bestandsaufnahme zu machen und dann eine gute Planung mit Alternativen auszuarbeiten. Dafür bekam sie Applaus, doch zu speziellen Gautinger Problemen mochte sie sich nicht äußern. Sicher sei nur: Gemeinden müssten sich entwickeln können.

© SZ vom 28.11.2018 / Bla - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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