Gauting:Nächster Versuch

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Einst Hotel, später Zigarettenfabrik, zuletzt Grundschule - und demnächst weg: An der Bahnhofstraße in Gauting wird Platz frei für einen Neubau. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach ausgiebigen Debatten über detaillierte Vorschläge von Architekten beginnt die Suche nach Ideen für das Grundschulareal in Gauting wieder von vorne. Dabei gerät auch das Jugendzentrum in den Fokus

Von Michael Berzl, Gauting

Seit mehr als fünf Jahren steht das große Schulhaus an der Bahnhofstraße in Gauting schon leer. Das Gebäude mit erheblichen Baumängeln wird abgerissen, so viel steht fest. Wie das Grundstück in attraktiver Lage danach genutzt werden soll, ist aber immer noch ungeklärt. Architekten und Investoren haben zwar detaillierte Vorschläge gemacht und öffentlich präsentiert, in Workshops und im Gemeinderat wurde ausführlich darüber diskutiert, viel Zeit und Geld hat das gekostet. Doch was dabei herausgekommen ist, spielt nun alles keine Rolle mehr: Die Suche nach einer brauchbaren Lösung beginnt nun wieder bei Null, die Gemeinde setzt jetzt auf einen Ideenwettbewerb für die Bahnhofstraße. Mehr denn je stellen Kommunalpolitiker aus verschiedenen Fraktionen dabei den Bestand des Jugendzentrums in Frage.

Eigentlich sollte ein mehrteiliger Diskussionsprozess unter dem Motto "Gauting entfalten" Klärung bringen. Die Gemeinde hat als Organisator extra einen Wiener Universitätsprofessor angeheuert und viel Geld ausgegeben, die Gautinger waren mit großem Engagement dabei, haben eifrig mitdiskutiert, Ideen entwickelt für das Bahnhofsumfeld und den Bereich über das Grundschulareal hinweg. Doch was dabei herausgekommen ist, findet Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) größtenteils unbrauchbar. Im Gemeinderat am Dienstag sagte sie, "dass 'Gauting entfaltet' leider nichts Umsetzbares gebracht hat" - mal abgesehen von den Plänen für den Bau des Kinos beim Bahnhof, wie sie später einräumte. "Da müssen sich die Bürger doch verschaukelt vorkommen", monierte Gemeinderätin Anne Franke (Grüne) angesichts der großen Beteiligung vor zwei Jahren. Und ihr Fraktionskollege Jürgen Schade bedauerte, dass das alles "wahnsinnig viel Zeit" koste.

Ein neuer Wettbewerb biete "die Chance, aus vielen Entwürfen und Ideen die besten auszuwählen", hofft die Rathausverwaltung. "Die Büros können mit völlig freier Hand neu denken, was hier möglich ist", sagte Kössinger. Die drei wichtigsten Kriterien seien die Wirtschaftlichkeit, der städtebauliche Akzent und die Nutzung. Die Regierung von Oberbayern hat dieses Verfahren zusammen mit einem "integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept" empfohlen. Damit hat die Gemeinde das Münchner Planungsbüro von Claudia Schreiber beauftragt. Die Gemeinde darf bei diesem Vorgehen mit finanzieller Unterstützung aus einem Förderprogramm mit dem Titel "aktive Zentren" rechnen und stellt daher einen entsprechenden Antrag. Das hat der Gemeinderat am Dienstag einmütig beschlossen.

Bei der geplanten Umgestaltung der Bahnhofstraße gerät nun das Jugendzentrum wieder in den Fokus, und das quer durch die Fraktionen. Ausgerechnet Wolfgang Meiler (BiG), der selbst lange Vorsitzender des Trägervereins war, findet: "Das Jugendzentrum steht richtig im Weg". Rosa Strenkert (CSU) pflichtete ihm bei, man müsse grundsätzlich überlegen, ob es an dieser Stelle bleiben soll. Bürgermeisterin Kössinger gab zu bedenken, dass das Haus, das einst als Volksschule und später als Rathaus diente, eine historische Bedeutung habe. Derzeit ist das Dach undicht und muss repariert werden.

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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