Entscheidung des Gemeinderats:Moderate Mieterhöhung

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Rote Zahlen schreibt das Bosco täglich. Nach Umbau und Renovierung unterstützt die Gemeinde den Betrieb jedes Jahr mit mehreren Hunderttausend Euro. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Gautinger Vereine müssen vom nächsten Jahr an mehr bezahlen, wenn sie das Bosco nutzen wollen. Das betrifft auch das Theaterforum. Drastische Preissteigerungen lehnt jedoch eine knappe Mehrheit im Gemeinderat ab

Von Michael Berzl, Gauting

Beim Gautinger Theaterforum und anderen Kulturveranstaltern kann man aufatmen. Die Saalmiete im Bürger- und Kultursaal Bosco wird für sie nächstes Jahr zwar teurer, aber lange nicht in dem Ausmaß, wie noch vor einer Woche zu erwarten war. Der Gemeinderat hat am Dienstag mit knapper Mehrheit einen Vorschlag von Stephan Ebner (CSU) abgelehnt, der eine drastische Erhöhung der Preise auch für Vereine aus der Gemeinde vorgesehen hatte.

Der große Saal mit Bühne zum Beispiel hätte dann für gemeinnützige Organisationen, Vereine und Schulen 250 Euro pro Tag und damit 100 Euro mehr als bisher gekostet. Dafür hatte sich der Finanzausschuss in der Vorwoche mehrheitlich ausgesprochen und damit eifrige Debatten und heftige Proteste ausgelöst. Gemeinderäte haben Anrufe und E-Mails erhalten, in Facebook gibt es zahlreiche Meinungsäußerungen dazu. Hans-Georg Krause, der Vorsitzende des Theaterforums, machte deutlich, diese Mieterhöhung würde bedeuten, "weniger Veranstaltungen anbieten zu können und die bisherige kulturelle Vielfalt einschränken zu müssen". Der Schauspieler Sebastian Hofmüller warnte in einem Schreiben an Bürgermeisterin und Gemeinderäte vor einem Teufelskreis: "Die Kosten erhöhen sich, die Gagen sinken, Künstler bleiben aus, das Niveau sinkt, Betrieb kaputt." Damit beschreibt er eine Befürchtung, die auch viele andere hegen.

Nun ist der "Ebner-Vorschlag", wie er genannt wurde, doch noch durchgefallen. Für den deutlich höheren Vereinstarif votierten in namentlicher Abstimmung Bürgermeisterin Brigitte Kössinger, die acht in der Sitzung anwesenden CSU-Vertreter, Wolfgang Meiler (BiG) und Richard Eck (UBG). Die elf Stimmen reichten aber nicht aus. Grüne und SPD kamen gemeinsam mit FDP, zwei Parteifreien und Tobias McFadden (Piratenpartei) auf 13 Stimmen. Das war vorher so nicht abzusehen, das Ergebnis war für viele überraschend.

Mit großer Mehrheit wurde stattdessen der Vorschlag der Rathausverwaltung gebilligt. Der bringt auch höhere Mieten mit sich, aber vergleichsweise moderat. So steigt der Tarif, den Gautinger Vereine für den großen Saal pro Tag bezahlen müssen, von 150 auf 170 Euro, beim kleinen Saal und der Bar Rosso von 50 auf 65 Euro.

Bei den anderen Tarifen, die für Mieter ohne gemeinnützige Ambitionen und Gewerbetreibende gelten, setzte sich Ebner dagegen durch. So bekommt zum Beispiel eine Firma aus Gauting den großen Saal bisher für 300 Euro pro Tag, künftig für 400 Euro. Die Rathausverwaltung hatte eine Erhöhung auf lediglich 340 Euro vorgeschlagen. Am teuersten sind die Preise in der dritten Tarifgruppe für Mieter, die nicht aus der Gemeinde kommen. Da wurde einstimmig ein Anstieg von 500 auf 700 Euro für den großen Saal beschlossen; für vier Stunden, die etwa für einen Vortragsabend benötigt werden, sind es 500 Euro.

In der Debatte vor der Abstimmung verwahrten sich Vertreter der CSU gegen den Vorwurf, sie hätten etwas gegen das Bosco. "Niemandem ist es ein Dorn im Auge", betonte etwa Michael Vilgertshofer. Aber er mahnte: "Wir müssen uns mit den defizitären Betrieben befassen, sonst müssen wir uns irgendwann noch unangenehmeren Fragen stellen. Wir werden irgendwann defizitäre Veranstaltungen schließen". Ins Bosco fließen nach Berechnungen der Kämmerei aus Steuermitteln knapp 1200 Euro pro Veranstaltungstag. Das Theaterforum erhält von der Gemeinde pro Jahr einen Zuschuss in Höhe von 44 000 Euro, im vergangenen Jahr kamen nach den bisherigen Preisen 18 000 Euro als Miete zurück.

Ebner bekräftigte seinen Standpunkt, dass Gauting im Vergleich zu anderen Kommunen zu wenig verlange und rechnete vor, dass die Eintrittskarten für Kabarettabende und Konzerte in Gröbenzell, im Münchner Lustspielhaus oder in der Starnberger Schlossberghalle teurer seien. Julia Ney (SPD) kritisierte, dass "reflexartig" an Bildung und Kultur gespart werde

Die Debatte über die Mietpreise im Gautinger Bosco ist mit der Mehrheitsentscheidung vom Dienstag nur vorerst beendet. Der Beschluss beinhaltet auch eine Überprüfung der Gebühren in zwei Jahren. Dann könnte eine weitere Erhöhung kommen.

© SZ vom 14.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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