Gauting:Mit jedem Piekser wächst die Hoffnung

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Eine Typisierungsaktion in Gauting bringt der Aktion Knochenmarkspende Bayern 433 neue Stammzellenspender. Darunter sind viele Freunde und Bekannte von Andrea Tietz, die an Leukämie erkrankt ist und eine Transplantation braucht

Von Blanche Mamer, Gauting

Die Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) in Gauting hat 433 neue Stammzellenspender in ihrer Datei. Sie sind am Samstag ins Rathaus gekommen, um sich ein paar Milliliter Blut abnehmen zu lassen. Mobilisiert wurden sie von der Aussicht, dass sich damit auch die Chancen für Andrea Tietz verbessern, die an Leukämie erkrankt ist und auf eine Stammzellen-Transplantation angewiesen ist. Bisher konnte weltweit kein geeigneter Spender gefunden werden.

Mehr als zwei Drittel der Spendenwilligen kommen aus Gauting, viele sind Freunde und Bekannte der Familie, Rathausmitarbeiter, Mitglieder des Gautinger Sportclubs (GSC) und Kollegen aus der Asklepios-Klinik, wo Andrea Tietz bis zum Ausbruch der Krankheit als Krankenschwester gearbeitet hat. Andere haben den Aufruf im Radio gehört oder in einem sozialen Netzwerke davon gelesen. Beispielsweise ein Ehepaar aus Berlin, eine Familie aus Freiburg, Ausflügler aus Vilgertshofen, Landsberg und Unterhaching.

Gleich ist es überstanden. Sybille Kramer nimmt Luisa Bopfinger aus Oberbrunn Blut ab. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Viele Ehrenamtliche wirken mit, um den Ablauf zu organisieren. Helfer in gelben Westen lotsen Autofahrer zum Parkplatz bei der Grundschule. Bei der Anmeldung im ersten Stock notieren zehn Helfer an ihren Laptops die Daten. Für die Blutentnahme stehen 20 Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger und Rettungssanitäter bereit. Voraussetzung ist eigentlich, dass die Spendenwilligen zwischen 18 und 45 Jahre alt sein sollten. Wer aber zwischen 45 und 50 Jahre alt und gesund ist, darf sich nach einem Gespräch mit dem Arzt Jürgen Sklarek, der Vize-Bürgermeister von Gauting ist, registrieren lassen.

"Wir sind mit der Schwiegertochter von Frau Tietz befreundet. Es war klar, dass ich mitmache", sagt Julia Strasser, eine junge Mutter mit Baby. Ihr Mann habe sich schon vor ein paar Jahren testen lassen, erzählt sie. Eine 19-Jährige sagt, sie sei zusammen mit ihren Freunden von der Katholischen Jugend dem Aufruf auf Facebook gefolgt, ein paar Bekannte aus München sind gleich mitgekommen. Henrike Link, ebenfalls 19, arbeitet in der Gautinger Klinik. Auch für sie war es keine Frage, sich typisieren zu lassen. "Da ich Blutgruppe null negativ habe, gehe ich regelmäßig zum Blutspenden, denn mein Blut wird von fast allen Patienten vertragen und häufig bei Unfällen gebraucht", erklärt sie. Die jungen Erwachsenen sind bei diesen Aktionen besonders beliebt. Denn sie können lange in der Spenderdatei bleiben.

Viele Ehrenamtliche helfen mit, um den Ablauf der Typisierungsaktion im Gautinger Rathaus zu organisieren. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Wer keine Gelegenheit hatte, am Samstag nach Gauting zu kommen, kann sich trotzdem noch aufnehmen lassen. "Sie können sich über die Homepage der AKB registrieren lassen und sich die Unterlagen und die Röhrchen für die Blutabnahme beim Hausarzt zuschicken lassen", erklärt AKB-Ärztin Cornelia Kellermann. Die Blutabnahme kostet nichts, sie wird ebenfalls über Spenden finanziert.

AKB-Vorstand Hans Knabe hat am Samstag einen Scheck über 50 000 Euro von der Supermarktkette Tengelmann bekommen. Die Summe ist zum Teil über das Restgeld der Kunden und über Aktionen der Mitarbeiter zusammen gekommen. Es soll für die Nachtypisierung von Blutspenden aus früheren Jahren verwendet werden, da sich die Medizintechnik ständig verbessert.

© SZ vom 29.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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