Gauting:Mit den Füßen im See

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Der Kunstverein Gauting nimmt mit einer bemerkenswerten Ausstellung im Rathaus Abschied vom langen Sommer

Von Katja Sebald, Gauting

Die Nächte sind kühler geworden, und das Laub färbt sich. Der Sommer ist vorbei, es herbstelt. Überall im Landkreis, nur nicht in Gauting: Dort hat sich die laue Luft des Sommers in den Rathausgängen verfangen, Erinnerungen an den letzten Besuch im Freibad, an einen Nachmittag im Liegestuhl, an eine Dampferfahrt auf dem See, an eine Reise in den Süden: Der Kunstverein Gauting hat fünf Künstlerinnen aus der Region eingeladen, am Ende eines langen Sommers ihre Arbeiten unter dem Titel "Ein Sommer" zu präsentieren.

Die Bildhauerin Sibylle Schwarz aus Dießen zeigt im Foyer drei überlebensgroße Figuren aus Pappelholz von Kindern in Badekleidung, ein Mädchen und zwei Jungen. Auch wenn die Skulpturen auf den Baum verweisen, aus dem sie geformt wurden, auch wenn sie nicht bis ins Detail ausgearbeitet sind, so ist es der Künstlerin doch gelungen, das Wesen dieser Heranwachsenden einzufangen oder es zu "Typen" zu verdichten: Man meint, den unsicheren schlaksigen Jungen mit den hängenden Schultern zu kennen wie auch den dicklichen, unsportlichen Außenseiter, an dem alles zu groß ist, der Kopf ebenso wie die Badehose.

Sinn fürs Wesentliche: Sibylle Schwarz, Alzbeta Müller, Angelika Böhm Silberhorn und Lina Sudholt (v.li.). (Foto: Georgine Treybal)

Auch die Malerin Angelika Böhm-Silberhorn versucht, in ihren großformatigen und lebensfrohen Ölgemälden das Wesentliche einzufangen: In der Tradition der Impressionisten malt sie en plein air, im Freien also, und mit großzügig hingetupften Farbflecken. Es geht ihr um die Darstellung von Bewegung und Lichtstimmungen. Für ihre Bilder von Turmspringern und Badenden baute sie ihre Staffelei im Uttinger Strandbad auf, zuweilen stand sie dabei selbst mit den Füßen im See.

Die aus Tschechien stammende Alzbeta Müller arbeitete als Grafikerin, bevor sie sich ganz der Malerei zuwandte. In ihren Gemälden bleiben Entstehungsprozesse stets sichtbar: Der Betrachter kann sie anhand der Zeichenlinien oder anhand von Übermalungen nachvollziehen. Oder aber Müller "bearbeitet" ein Bildmotiv, wie sie es auf dem Bildschirm tun würde: Sie reduziert, bis zuletzt aus nur noch wenigen, gleichsam "pixeligen", Farbflächen auf einem gänzlich schwarzen Hintergrund die stark ausgeleuchteten Gesichter und Körper von Musikern und Schauspielern wie auf einer imaginären Bühne erscheinen.

Erinnerungen an den Sommer: Ausgelassenheit und Lebensfreude verkörpert die Badende von Angelika Böhm Silberhorn. (Foto: Georgine Treybal)

Die Ethnologin Cordula de Bloeme, die in Holzhausen am Ammersee lebt, ist mit Fotografien vertreten, die auf Reisen nach Kuba und nach Italien, während eines dreijährigen Aufenthalts in Barcelona oder einfach am Ammersee entstanden sind. Im Mittelpunkt ihrer Bilder steht immer der Mensch, egal ob er zu sehen ist oder nicht. Mit jedem ihrer Fotos, die hyperreal und zugleich von zartester Poesie sind, erzählt sie eine kleine melancholische Geschichte. Sie fotografiert durch die offene Tür des Autos hindurch, das die Badenden am Strand geparkt haben. Sie steht selbst auf dem Uttinger Sprungturm und fotografiert hinunter. Sie fragt den Hund vor der Friedhofsmauer, wer gerade noch auf dem leeren Stuhl in der Sonne saß.

Lina Sudholt schließlich, die ihr Atelier in der Gautinger Reismühle hat, zeigt als Erinnerung an den Sommer ihre "Verschwindenden Landschaften": meist zweigeteilte oder in Grautönen gehaltene Bildflächen, die allenfalls an sommerliche Regentage über dem Meer denken lassen.

Die Ausstellung ist bis 8. Oktober 2015 montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 15 bis 18 Uhr zu sehen, außerdem an den Sonntagen 20. September und 4. Oktober von 11 bis 13 Uhr.

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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