Gauting:Liebe Vorurteile

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Der Schauspieler und Regisseur Jürgen Gregov zeigt bei seiner Lesung in der Gemeindebücherei in Gauting, dass auch einfache Witze durchaus unterhaltsam sein können.

Alina Huber

Sehr ironisch, sehr heiter, sehr witzig: Jürgen Gergov bei seiner Lesung in der Gemeindebücherei unter dem Motto "Humor kennt feine Grenzen". Zu seinen Witzen gehören auch Klischees über die Eigenheiten der Völker. Foto: Fuchs. (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Der französische Humorist Stéphane Guillon sagte einmal, Humor sei das Überschreiten von Limits, das Aussprechen von Tabus. Und weil das nun mal so ist, kann Humor auch niemals böse sein, findet Jürgen Gregov jedenfalls. Bei seiner Lesung "Heiterkeit kennt feine Grenzen" in der Gemeindebücherei Gauting präsentierte er dem Publikum deshalb so manch bitterbösen Witz. Dabei bleibt er gerne im Klischeehaften. Das bedeutet: Witze über den Geiz der Schotten oder die Trunkenheit der Iren. Und was gibt es Schöneres, als auf den ewigen Vorurteilen über die Österreicher rumzureiten?

Geschmacklos sind seine Spitzen allerdings nie, das liegt gewiss auch an seinem Charme. Gregov ist ein großer Rhetoriker und wechselt gekonnt zwischen schwäbischen, französischen oder schweizerischen Dialekt. Er nimmt seine ausschließlich weiblichen Zuhören mit auf eine Reise quer durch Europa und erzählt Anekdoten, Witze und kleine Geschichten über die vielfältigen Vorurteile und Facetten der menschlichen Eigenart. Von Frankreich und der Schweiz geht es nach Dänemark, Schottland und Irland.

Auch die deutsche Gründlichkeit wird aufs Korn genommen und natürlich dürfen auch ein paar Scherze über die Sparsamkeit der Schwaben nicht fehlen. Die gehen etwa so: Ein schwäbisches Ehepaar wandert durch die Alpen und fällt in eine Gletscherspalte. Am nächsten Tag hören sie eine Stimme von oben rufen: "Hallo, sind Sie da unten? Hier ist das Rote Kreuz!" Darauf ruft der Schwabe zurück: "Ganget Sie weiter, wir gäbet nix!"

Intellektuell anspruchsvoll wird es dann bei den jüdischen Witzen. "Der jüdische Humor ist sehr fein und oft nicht auf den ersten Blick lustig", erklärte Gregov. Das Publikum scheint der Herausforderung gewachsen zu sein. Nach jeder Episode wird ausgiebig gelacht. Ein Witz lebt vor allem von seiner Vortragsweise, die Pointe muss auf den Punkt genau stimmen. Diese Kunst beherrscht Gregov fast ausnahmslos. Nur einmal gelingt es ihm nicht auf Anhieb. "Moment, noch mal von vorne, das war nicht gut intoniert."

Gregov ist ein Mann vom Fach, denn er ist eigentlich Schauspieler und Regisseur. Seit drei Jahren gibt er regelmäßige Lesungen in der Gemeindebücherei Gauting. Normalerweise liegt sein Interessengebiet allerdings nicht im humoristischen Bereich. Vielmehr möchte er den klassischen Autoren wieder eine Stimme verleihen. "Zeitgenössische Autoren gehen ja regelmäßig auf Lese-Tour. Die großen Alten fristen eher ein spärliches Dasein." Deshalb rezitiert er Kleist, Rilke und Heine, aber auch Heinz Erhardt oder Eugen Roth. "Für den Spätsommer habe ich mir dieses Jahr aber etwas Heiteres ausgesucht."

Eine Lesung nur aus Witzen zu gestalten ist gewiss eine heikle Angelegenheit. Jürgen Gregov hat die Herausforderung gemeistert. Seine Bühnenpräsenz und die gelungenen Dialektimitationen haben sicherlich dazu beigetragen. Mit viel schwarzem Humor hat er die Eigenarten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Kulturen aufgedeckt, ohne dabei den Bogen zu überspannen. Er kennt sie eben, die feine Grenze zwischen Heiterkeit und Geschmacklosigkeit. Deshalb gab es viel Applaus.

© SZ vom 03.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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