Gauting:Letzter Beistand

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Carola Riedner hat den Hospizdienst in Gauting gegründet. (Foto: Georgine Treybal)

Carola Riedner wird mit der Bürgermedaille ausgezeichnet

Von Michael Berzl, Gauting

In den schwersten Stunden, wenn ein Leben zu Ende geht, ist Carola Riedner mit ihrem Team zur Stelle, um Beistand zu leisten. Vor 13 Jahren hat die Palliativmedizinerin und Psychoonkologin unter dem Dach der Evangelischen Christuskirche den Hospizdienst in Gauting gegründet. Dafür wird sie nun mit der Bürgermedaille der Gemeinde ausgezeichnet. "Das freut mich total, weil unsere Arbeit dadurch eine Anerkennung erfährt", sagt sie.

Die Ehefrau des früheren Pfarrers Günter Riedner führt im Medizinisch Genetischen Zentrum in München eine eigene psychoonkologische Praxis. Nach ihrer Arbeit widmet sie sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich schwerstkranken und sterbenden Menschen. Das Thema Tod ist ihr schon lange vertraut, in ihrer jetzigen Arbeit und auch schon in ihrer Ausbildung als Assistenzärztin: "Die anderen sind aus dem Zimmer Sterbender immer raus gegangen. Ich bin rein gegangen." Sie habe das nie erschreckt. Ihre anhaltende Motivation für diese schwierige Aufgabe erklärt sie so: "Dass der Mensch nicht alleine gelassen wird in seiner letzten Lebensphase. Darum geht es mir."

Ihr sei es zu verdanken, "dass Sterben in und um Gauting, auch Zuhause, wie es früher möglich war, nicht mehr tabuisiert wird", heißt es in einer Mitteilung des Rathauses. Der ambulante Hospizdienst hat derzeit fast 50 ehrenamtliche Mitarbeiter. Sie bieten ihren Beistand an, wenn sie gebraucht werden. "Dabei ist es egal, ob Sonn- oder Feiertag, früh morgens oder auch spät abends, denn der Tod kennt keine Uhrzeit und auch keine Feiertage", so die Gemeinde. Allein in diesem Jahr bekamen etwa 100 Sterbende letzten Beistand. Nicht nur Zuhause, sondern auch im Marienstift oder in der Asklepios- Klinik in Gauting, in der Palliativstation im Klinikum Starnberg, in der Marianne-Strauß-Klinik in Berg, im Altenheim Maria Eich oder im Rummelsberger Stift in Söcking.

Die ehrenamtlichen Begleiter bereiten sich durch eine praxisnahe Ausbildung auf ihre Aufgabe vor; anschließend werden sie durch Reflexion, Supervision und Fortbildung weitergebildet. Carola Riedner selbst ist dabei immer wieder bereit einzuspringen, wenn Personalnot besteht, sie übernimmt Urlaubsvertretungen und kümmert sich darum, neue Mitarbeiterinnen zu gewinnen und auszubilden.

Derzeit gibt es 21 Gautinger mit Bürgermedaille. Laut Satzung ist die Zahl der lebenden Träger dieser Auszeichnung auf höchstens 25 begrenzt. Die Entscheidung für Carola Riedner fiel in einer nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderats. Wann die Verleihung stattfindet, steht noch nicht fest.

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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