Locker und entspannt an anderen Radfahrern vorbeiziehen, die sich abplagen, um den Buchendorfer Berg in Gauting hinauf zu kommen und dabei noch viel Gepäck dabei haben: mit einem Elektro-Lastenfahrrad ist das möglich. Das Umweltzentrum "Öko & fair" verleiht nun so ein Gefährt. Zehn Liter Milch vom Bauern zu holen oder mehrere Getränkekästen vom Supermarkt zu transportieren, ist damit kein Problem mehr. Und auch die beiden Berge, die Gautinger manchmal beklagen, wenn sie auch nur aufs Radeln angesprochen werden, spielen mit elektrischer Unterstützung kaum mehr eine Rolle. Christiane Lüst will dem Auto Konkurrenz machen, es ersetzen. Und vor allem alle Ausreden entkräften.
"Der Wahnsinn auf den Straßen", müsse beendet werden, sagt sie. Doch dieses Ziel ist im reichen Würmtal, wo viele nicht nur ein Auto, sondern gleich mehrere vor der Haustüre stehen haben, nicht leicht zu erreichen. Lüst lässt sich davon aber nicht entmutigen. Sie will mit gutem Beispiel vorangehen. Der Umweltschutz ist ihr ein Herzensanliegen, deshalb hat sie auch tief in die Tasche gegriffen und 6000 Euro ausgegeben, um das Lastenrad anzuschaffen. Nun hofft sie, mit Verleihgebühren die Anschaffungskosten wieder hereinzubekommen. Und sie ist zuversichtlich: "Es gibt schon Interessenten", sagt sie.
Die erste Reservierung ist fix: Anfang Juli will der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) das Rad für einen Ausflug buchen, damit die Teilnehmer Probefahren können. Für Unerfahrene ist das ein echtes Erlebnis: Beim ersten Aufsteigen scheint die Sache recht wackelig. Das Rad ist schließlich sehr lang und reagiert anders als ein normales Fahrrad, besonders in den Kurven. Aber schon auf den ersten Metern beginnt man ungewohnt leichtfüßig und recht flott dahinzufliegen. Der Werbespruch "Freude am Fahren", bekommt eine völlig neue Dimension. Bis zu 25 Stundenkilometer schnell kann das Lastenrad fahren. Lüsts 20-jähriger Sohn war nach der ersten Tour so begeistert, dass er seine Mutter zum Kauf des Gefährts überredete. "Das spricht auch junge Leute an", freut sich die Gemeinderätin und Umweltaktivistin, die große Hoffnungen damit verknüpft. "Und wenn der Strom vom Regionalwerk kommt, ist das Fahren völlig ohne Emissionen", betont sie.
Lüst will das limettengrüne Lastenrad künftig auch für einen Lieferservice verwenden. Sie ärgert es schon lange, dass die Besteller von Öko-Kisten jeden Freitag mit dem Auto auf den Hof ihres Umweltzentrums fahren, um sich ihre Waren abzuholen. Interesse an dem Bringservice hätten schon mehrere Kunden signalisiert, sagt Lüst zuversichtlich.
Der Verleih kostet vier Euro pro Stunde oder 20 Euro am Tag. Für ein ganzes Wochenende verlangt Lüst 30 Euro. Die Gautingerin ist die erste im Landkreis Starnberg, die diesen Service anbietet. Sie verleiht außerdem zwei Elektro-Autos. Allerdings ist das Interesse daran bisher nur mäßig.