Gauting:Kontrollen zeigen Wirkung

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Im Visier der Verkehrsüberwacher: In Aufhausen richtet ein Mitarbeiter des Zweckverbands einen Sensor mit der Wasserwaage aus. (Foto: Georgine Treybal)

Wo die Verkehrsüberwacher blitzen, wird nachweislich langsamer gefahren

Von Michael Berzl, Gauting

Hunderte Führerscheine im Tresor, Millionen Euro Bußgelder in einem Jahr kassiert und sogar Verkehrssünder in Erzwingungshaft: Damit macht sich der Zweckverband, der sich Raser und Falschparker vorknöpft, bei Autofahrern nicht beliebt. Dafür bei den Gemeinden, die Mitglied in dem Verband sind und die Blitzer anfordern. "Wo der Zweckverband kontrolliert, wird nachweislich langsamer gefahren", erklärt der Vorsitzende Josef Janker im aktuellen Jahresbericht. Das funktioniert auch in Gauting, wie Geschäftsführer Michael Braun dort den Gemeinderäten erläuterte. Der Verband hat seine Messstellen im Ortsbereich genau unter die Lupe genommen und ist zu dem Ergebnis gekommen, "dass Verkehrsüberwachung tatsächlich etwas bewirkt".

Fast alle Gemeinden im Fünfseenland sind Mitglied in dem vor acht Jahren gegründeten "Zweckverband Kommunale Verkehrssicherheit Oberland". Von Seeshaupt bis Gilching, von Dießen bis Berg sind die Mitarbeiter im Einsatz; nur Herrsching und Andechs sind nicht dabei. Allein in Gauting haben sie im vergangenen Jahr 1000 Falschparker aufgeschrieben und fast 5000 Temposünder geblitzt. Das macht sich bezahlt, denn abzüglich der Unkosten fließen immer noch etwa 10 000 Euro in die kommunale Kasse. Rentabel ist dabei nur die Kontrolle des fließenden Verkehrs, das Knöllchenschreiben allein produziert ein Defizit.

Allerdings steht für Verbandschef Braun das finanzielle Resultat gar nicht im Vordergrund; ihm kommt es vielmehr auf den erzieherischen Aspekt an. So intensiviert der Verband mit Sitz in Bad Tölz die Zusammenarbeit mit der Polizei und hat ein Computerprogramm entwickelt, um Unfallstatistiken mit den Daten aus der Verkehrsüberwachung zu verknüpfen. Auch in Gauting hat der Verband untersucht, wo besonders gerast wird, wo Autofahrer so schnell unterwegs sind, dass sie nicht nur ein Bußgeld bezahlen, sondern den Führerschein abgeben müssen. Nach verstärkten Kontrollen werden auf diesen Straßen sichtlich korrekter gefahren, berichtete Braun am Dienstag im Verkehrsausschuss. Elf Überwachungsfahrzeuge setzt der Zweckverband ein; derzeit ist er für 93 Städte und Gemeinden im gesamten Oberland vom Lech bis zum Chiemsee im Einsatz. Und es sollen noch mehr werden. "Wir glauben, dass wir heuer noch die hundertste Gemeinde begrüßen dürfen", kündigte der Geschäftsführer an. Penzberg und Murnau sind die nächsten. Die Kommunen müssen weder Mitgliedsbeitrag noch Umlage bezahlen, bekräftigte Braun. Weil der Verband eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ist, falle außerdem keine Mehrwertsteuer an. Kostenträchtig könnte eine Erhöhung des Portos sein; schließlich verschicke der Verband pro Jahr 350 000 Briefe.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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