Gauting:14 Kilometer Umweg

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In Königswiesen wächst der Unmut über die Verkehrsregelung, wenn die Bahnunterführung ausgebaut wird. Eine kürzere Umleitung wäre theoretisch möglich, allerdings macht der Grundeigentümer nicht mit

Von Michael Berzl, Gauting

In Königswiesen formiert sich eine neue Bürgerinitiative. Diesmal geht es nicht mehr darum, die große Variante beim Ausbau der Bahnunterführung zu verhindern, sondern um verträglichere Verkehrsregelungen während der etwa eineinhalb Jahre dauernden Bauzeit. Die offizielle Umleitung über Unterbrunn nach Gauting bedeutet für sie einen Umweg von mindestens zehn Kilometern. Es gäbe aber auch eine direktere Verbindung, die nur gut einen halben Kilometer lang ist und parallel zur Bahnlinie verlaufen würde. Dazu müsste auf Privatgrund eine provisorische Fahrbahn angelegt werden, doch der Eigentümer sei dazu nicht bereit, hieß es bei einem Treffen mit Behördenvertretern am Dienstag. Königswiesener hoffen dennoch auf diese Lösung und wollen ihrer Forderung Nachdruck verleihen.

"14 Kilometer Umweg, das ist einfach unzumutbar", erklärt Alexandra Höchstetter, die beim Ortstermin dabei war. Eltern, die täglich Sohn oder Tochter zum Kindergarten bringen, müssen erheblich längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen als bisher. Von anderen Teilnehmern musste sich die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger zum Teil scharfe Vorwürfe anhören. Der Tonfall bei der Besprechung soll mitunter recht aggressiv gewesen sein. Mit dabei waren unter anderem auch Vertreter der Polizei, des Starnberger Landratsamtes, des staatlichen Bauamts und der Regierung von Oberbayern. Ein Thema war auch, wie der Ort bei einem Notfall von Rettungsdiensten oder der Feuerwehr zu erreichen ist. Etwa 20 Königswiesener nutzten die Gelegenheit, um ihrem Unmut über die bevorstehenden Beeinträchtigungen Ausdruck zu verleihen.

Bis zum Baubeginn im Frühjahr 2019 ist noch viel Zeit, doch an geeigneten Ausweichrouten während der mindestens 15-monatigen Sperrung der Unterführung tüfteln die Behörden schon jetzt. "Wir sind auf dem Weg zum Planfeststellungsverfahren", erklärte ein Sprecher des Landratsamtes am Donnerstag. Dabei könnten nicht nur Behörden Stellungnahmen abgeben, sondern auch betroffene Bürger. Dies könnte eine Gelegenheit sein, Verbesserungsvorschläge zu formulieren, zum Beispiel über Umleitungsregelungen.

Für einige Königswiesener wäre dem Vernehmen nach eine Route entlang der Bahnlinie eine denkbare Alternative, die zumindest geprüft werden sollte. Dies würde aber bedeuten, dass Privatgrund vorübergehend gegen den Willen des Eigentümers genutzt wird, was juristisch schwierig durchzusetzen sein dürfte. In einem im Januar vorgestellten Umleitungskonzept taucht diese Variante gar nicht auf. Das zeigt, wie das Starnberger Landratsamt die Lage nach Prüfung verschiedener Möglichkeiten sieht.

Fest steht, dass die 1905 gebaute Bahnunterführung in Königswiesen erneuert werden muss. Trotz heftiger Proteste aus dem Ort, wo man zusätzlichen Lastwagenverkehr befürchtet, wird die Durchfahrt dabei auf neun Meter Breite und 4,5 Meter Höhe erweitert. Nach dem Terminplan des Landratsamtes sollen die Arbeiten im März 2019 beginnen. Dabei wird unterhalb der jetzigen Unterführung ein Stahlbetonrahmen gebaut, der später eingeschoben wird. Für Fußgänger und Radler bleibt die Unterführung passierbar.

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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