Gauting:In 30 Rezepten um die Welt

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Englisch-Dozentin Petra Rauschert (ganz links) mit ihrem Studenten-Team des Seminars Intercultural Service Learning. (Foto: bla/ privat)

Die Englisch-Dozentin Petra Rauschert hat mit Studenten, Schüler und Flüchtlingen ein bilinguales Kochbuch geschrieben

Von Blanche Mamer, Gauting

Vor zehn Jahren hat Englisch-Lehrerin Petra Rauschert mit einer Schülergruppe am Otto-von-Taube-Gymnasium Gauting die Initiative "Weitblick - Schüler in Aktion gegründet", die mittlerweile bayernweit etabliert ist und unter dem Motto "Lernen und Helfen" etliche erfolgreiche Projekte auf den Weg gebracht hat. Nun hat Rauschert, inzwischen Dozentin für Englisch-Didaktik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, eine weitere Aktion gestartet, als Projekt des Seminars "Intercultural Service Learning". Ihre internationalen Studenten haben zusammen mit dem Weitblick-Team und mit einer Gruppe von Flüchtlingen gekocht und aus den Rezepten ein Kochbuch zusammengestellt.

Das bilinguale Büchlein über das Begegnungsprojekt "In 30 Rezepten um die Welt - Schüler, Studenten und Flüchtlinge begegnen sich am Kochtopf" gibt es in der Buchhandlung Kirchheim in Gauting.

Anlass war, so Rauschert, nach einen modernen pädagogischen Ansatz, formales Lernen mit gemeinnützigem Engagement zu verbinden. Und was liegt beim Dialog mit anderen Kulturen näher, als sich mit dem, was allen gemeinsam ist, also essen und kochen aus einander zu setzen. Nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Da sich die Gautinger Schüler bereits zuvor für die Flüchtlinge engagiert hatten, war der Kontakt bereits vorhanden. Und es war schnell klar, dass die Küche der Gemeinschaftsunterkunft gut fürs gemeinsame Kochen geeignet sei. "Die Asylbewerber waren sofort bereit, mitzumachen. Gastfreundschaft wird in den meisten Ländern groß geschrieben, sie haben gleich begonnen, Spezialitäten aus ihrer jeweiligen Heimat zu planen und die richtigen Zutaten zu besorgen", erzählt Rauschert. Sie hätten keine Mühe gescheut, selbst ausgefallenste Gewürze zu finden.

Mitgemacht haben Flüchtlinge aus Afghanistan, Nigeria, Pakistan, Russland, Senegal, Sierra Leone und Syrien. Die Studenten, die Rezepte beisteuerten kommen aus Canada, den USA, der Slowakei, der Ukraine und Deutschland. So finden experimentierfreudige Köchinnen und Köche neben dem traditionellen senegalesischen Reisgericht mit Fisch, syrischem Hähnchen mit Reis und Erbsen, afghanischer Karotten-Hühnchensuppe, russischen Blini oder Gurken-Minz-Joghurt aus Syrien auch die Kreation einer kanadischen Kürbissuppe mit malaysischem Masaman Curry. Es sind aber nicht nur die typischen Gerichte, die das Buch interessant machen, sondern auch die allgemeinen Informationen über die verschiedenen Länder und die Flüchtlinge in Deutschland. So wird beispielsweise das deutsche Asylverfahren allgemein verständlich erklärt, das Dublin-Verfahren und die Genfer Flüchtlingskonvention erläutert.

Als Englisch-Lehrerin findet Rauschert auch die Erfahrungen mit Sprache und Übersetzung wichtig. "Die amerikanischen Master-Studenten sprachen nicht gut genug Deutsch, die Senegalesin konnte Französisch und Spanisch, es musste also ständig hin und her übersetzt werden", erzählt sie. Der Lerneffekt war mindestens so wichtig, wie die Begegnungspunkte und das Miteinander.

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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