Gauting:Hitzige Debatte um Grill-Areal

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Platz für etwas Neues: Das Grill-Grundstück ist schon geräumt. (Foto: Arlet Ulfers)

Gautings Gemeinderäte billigen mit großer Mehrheit den umstrittenen Plan, der zwei vierstöckige Häuser vorsieht

Von Michael Berzl, Gauting

Einen Monat nach dem Abbruch des Altbaus auf dem sogenannten Grill-Grundstück in Gauting steht das rechtliche Fundament für einen Neubau. Mit deutlicher Mehrheit hat der Gemeinderat am Dienstag einen Bauantrag und vertragliche Vereinbarungen mit den Eigentümern der Fläche an der Würm gebilligt. Demnach kann die Baderhof-GmbH am Hauptplatz zwei vierstöckige Häuser mit 16 Wohnungen, einer Arztpraxis und einem Laden im Erdgeschoss bauen. Die Entscheidung fiel nach einer teils hitzigen Debatte vor etwa 80 Zuhörern, in der die Kritiker aus den Reihen von SPD und Grünen nochmals deutlich machten, dass der Neubau ihrer Ansicht nach zu groß ist.

Mit den jeweils mit 16:6-Mehrheiten gefassten Beschlüssen könnte nun eine Debatte zu Ende gehen, die seit 19 Jahren andauert. Zwei Bürgermeister und mehrere Architekten haben bisher vergeblich versucht, das Baurecht in zentraler Lage so zu regeln, dass Gemeinde und Grundeigentümer einverstanden sind. Die jetzt beschlossene Lösung ist umstritten. Für Bürgermeisterin Brigitte Kössinger ist es ein gelungener "Kompromiss", für die Kritiker "Klientelpolitik", wie Grünen-Fraktionssprecher Jürgen Schade sagte.

Kössinger verteidigte das Konzept, das sie mit der Baderhof-Gesellschaft, der das Grundstück gehört, ausgehandelt hatte und machte auf die Vorteile für die Allgemeinheit aufmerksam. So entstünde ein öffentlicher Fußweg an der Würm. Insgesamt rund 1000 Quadratmeter Grund würden der Gemeinde übertragen. Die Dimensionen des geplanten Neubaus verglich sie mit denen des Tengelmann-Hauses gleich gegenüber. Sie erinnerte an ein Gutachten, das ergeben habe, dass es einen Bedarf für große Ladenflächen in der Ortsmitte gebe. Deshalb sei die jetzt beschlossene Erweiterung auf 700 Quadratmeter auch angebracht. Dass "ein städtebaulich markanter Baukörper sinnvoll ist", erklärt die Rathausverwaltung auch in einer Stellungnahme zum Bebauungsplan. An anderer Stelle heißt es, dass die Gemeinde darin eine "deutliche städtebauliche Aufwertung des Areals" sieht. Und: "Eine hoheitliche Planung, die vollständig gegen die Eigentümerinteressen gerichtet ist, wird keine Chance auf Realisierung haben."

Nach Ansicht von SPD und Grünen ist die Gemeinde zu sehr auf diese Eigentümerinteressen eingegangen. Vize-Bürgermeister Jürgen Sklarek (SPD) etwa hat den Eindruck, die maximalen Forderungen der Bauherren seien erfüllt worden. Er befürchtet, es entstünde "ein neuer Schandfleck, ein Koloss". Angesichts des zusätzlichen Baurechts gegenüber früheren Entwürfen sprach Anne Franke (Grüne) von einem "Kniefall vor der Baderhof-GmbH". FDP-Fraktionssprecherin Britta Hundesrügge stimmte zwar zu, glaubt aber, dass der Bau "kein optischer Hochgenuss wird".

Die Diskussion haben nicht nur Wolfgang Grill, Sprecher einer Erbengemeinschaft, und Udo Köhler, der Geschäftsführer der Baderhof-Gesellschaft, aufmerksam verfolgt, sondern auch die frühere Bürgermeisterin Brigitte Servatius, in deren Amtszeit viel, aber ergebnislos über das Grill-Areal diskutiert worden war. Nun musste sie sich von ihrer Amtsnachfolgerin anhören, in der Vergangenheit sei "nie ein Kompromiss gesucht worden, nie eine Realisierung in Sicht" gewesen.

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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