Der Vorstand der Gautinger Grünen will mit dem Bürgermeisterkandidaten Hans Wilhelm Knape in den Wahlkampf ziehen. Der 59-Jährige aus Hausen ist auf der SPD-Liste in den Gemeinderat gewählt worden, gehört aber keiner Partei an. "Es ist uns durchaus recht, dass er nicht Mitglied bei den Grünen ist, weil wir auch andere ansprechen wollen", sagte der Ortsvorsitzende Jürgen Schade am Donnerstag, als er die Personalie bekannt gab. Er sprach von einer "Überraschung". Die Mitgliederversammlung der Grünen soll am 2. Juni darüber abstimmen. Damit dürfte der zweite Herausforderer vom Amtsinhaberin Brigitte Kössinger (CSU) so gut wie feststehen. Auch Wolfgang Meiler hat angekündigt, dass er erneut antreten wolle.
Knape ist im Landkreis vor allem bekannt für vielfältige ehrenamtliche Engagements. So war er zum Beispiel Gründungs- und Vorstandsmitglied im Energiewendeverein und später aktiv in der Energiegenossenschaft Fünfseenland. Seit Jahren kümmert er sich im Asylhelferkreis um die Integration von Flüchtlingen, um Sprachkurse und Arbeitsmöglichkeiten. Aus diesem Engagement ist die gemeinnützige GmbH mit dem Namen "Grain" hervorgegangen, die Knape gegründet hat, um Flüchtlingen leichter Jobs vermitteln zu können. Nun will er eine Genossenschaft für einen "Bürgerbahnhof" gründen.
Der Name Grain sagt viel über Knape aus, denn die Buchstaben, aus denen er sich zusammensetzt, bezeichnet er als Darstellung seiner Lebensphilosphie: ganzheitlich, regional, achtsam, integrativ, nachhaltig. Der für seine ausgleichende und ruhige Art bekannte Zwei-Meter-Mann, der in Hausen ein Null-Energie-Haus gebaut hat und gerne mit dem Fahrrad fährt, hat einmal in ganz anderen Sphären gelebt. Der gebürtige Sauerländer, gelernte Betriebsschlosser und studierte Luft- und Raumfahrttechniker hatte diverse Managerposten in der Automobilbranche, arbeitete in den USA und in Korea, war bei Daimler und Webasto beschäftigt. "Ich habe die Hybris von Geld und Macht erlebt", sagt der 59-Jährige, der jetzt mit seiner Rolle als Hausmann glücklich ist.
Heute also Achtsamkeit. "Mir geht es um die Menschen", betont der Bürgermeisterkandidat in spe. Er wolle, dass in der Gemeinde wieder mehr zusammengearbeitet wird; Bürgerengagement hält er für wichtig. Einen aggressiven Wahlkampf wolle er nicht führen. Politische Ziele sind für ihn, das geplante Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz zu verhindern und die regionale Energieversorgung zu fördern.
Auf die Frage, ob der Kandidat Knape reelle Chancen habe, antwortet der Ortsvorsitzende Schade: "Ja, das glauben wir schon."