Gauting:Gewerbe fördern

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Gemeinde will 9,5 Hektar ausweisen und so Steuerzahler locken

Von Michael Berzl, Gauting

Westlich der Asklepios-Klinik will Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger eine 9,5 Hektar große Fläche als Gewerbegebiet ausweisen. "Das ist ein echtes Angebot für expandierende Betriebe im Ort, damit sie nicht in andere Gemeinden abwandern", sagte sie in ihrer Haushaltsrede am Dienstag. Die Fläche an der Straße nach Unterbrunn befindet sich seit gut 20 Jahren im Eigentum der Gemeinde und wird derzeit noch für die Landwirtschaft genutzt. Immer wieder tauchte der Vorschlag auf, dort Firmen anzusiedeln, nun bringt Kössinger das Thema zurück auf die Tagesordnung. Ein weiteres Gewerbegebiet ist in der Nähe des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen an der Grenze zu Gilching in Planung.

Das Thema Gewerbeförderung gewinnt in Gauting gerade an Bedeutung, weil die Gemeinde in Zeiten knapper Kassen dringend zusätzliche Steuereinnahmen braucht. "Wir wollen unsere Handlungsfreiheit erhalten und nicht nur unsere Pflichtaufgaben erfüllen", sagte die Bürgermeisterin. Bisher ist es noch möglich, aus der kommunalen Kasse großzügig Zuschüsse zu bezahlen. Laut Kössinger fließen im nächsten Jahr noch mehr als eine Million Euro in die Förderung von Sport und Kultur; außerdem werden Räume zur Verfügung gestellt. "2017 kann man als gerettet betrachten", sagte die Bürgermeisterin, kündigte aber angesichts knapper werdender Mittel "schwierigere Bedingungen" in den nächsten Jahren an. Den Etat hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossen. Die Gautinger sind damit besonders früh dran; sie erhoffen sich damit, schon früh im Jahr Arbeiten ausschreiben zu können und günstigere Angebote von Firmen zu erhalten.

Die Gewerbepolitik hat auch in den Reden der Fraktionssprecher eine große Rolle gespielt, wenn auch aus verschiedenen Blickwinkeln. So mahnte SPD-Sprecherin Julia Ney, es würden mindestens zehn Jahre vergehen, bis eine Firma im neuen Gewerbegebiet beim Flughafen Gewerbesteuer bezahle. Daher warnte sie erneut davor, das ehemals von der Firma Apparatebau an der Ammerseestraße genutzte Grundstück zu einem Mischgebiet mit Wohnbebauung umzuwandeln. Ihrer Ansicht nach sollte die Fläche Firmen vorbehalten bleiben, zumal sie in Fahrrad-Entfernung von der Ortsmitte liegt und somit gut zu erreichen sei. Britta Hundesrügge von der FDP kann es mit dem neuen Gewerbegebiet gar nicht schnell genug gehen. Die Rathausverwaltung solle "mit Hochdruck" daran arbeiten, forderte die Fraktionssprecherin. Und Maximilian Platzer forderte für die CSU, "eine gewerbefreundliche Politik zu betreiben". Optimistisch gab sich Wolfgang Meiler (BiG), der insbesondere die Kämmerin Heike Seyberth als "Finanz-Powerfrau" lobte.

Die Grünen hätten das Gewerbegebiet beim Flughafen gerne "eine Nummer kleiner", wie Jens Rindermann sagte. Seine Fraktion hat den Haushalt abgelehnt, vor allem weil darin auch Ausgaben in Höhe von 3,5 Millionen Euro für ein Parkdeck beim Bahnhof vorgesehen sind. "Wir können uns diese Lösung schlicht nicht leisten", findet Rindermann; dieser Ansicht ist auch die SPD.

Die Finanzplanung für die nächsten Jahre haben nicht nur die Grünen, sondern auch die FDP und die SPD abgelehnt. Pessimistisch blickt SPD-Sprecherin Ney in die Zukunft, sie beklagt angesichts geplanter Grundstücksverkäufe das "Verscherbeln von Tafelsilber" und die "massive Entnahme von Rücklagen".

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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