Gauting:Genug ist nicht genug

Lesezeit: 2 min

Im Kinderhaus der Lebenshilfe fühlen sich die Buben und Mädchen wohl. Laura, Timo, Anna und Veronika haben ihren Spaß im neuen Klettergerüst. (Foto: Nila Thiel)

Gauting hat zusammen mit dem am Freitag eingeweihten Kinderhaus 1000 Betreuungsplätze für Mädchen und Buben. Doch schon werden der nächste Neubau und Erweiterungen geplant

Von Michael Berzl, Gauting

Kaum feiert die Gemeinde Gauting die Eröffnung eines Kindergartens, darf sie den nächsten schon planen. Inklusiv Horten und Krippen stehen derzeit fast 1000 Betreuungsplätze zur Verfügung, und die reichen immer noch nicht aus. Deshalb verhandelt die Gemeinde mit dem Roten Kreuz und den Betreibern des Waldorfkindergartens wegen weiterer Gruppen. Die jüngste Einrichtung ist das Kinderhaus auf der Postwiese, das seit dem vergangenen Juli in Betrieb ist. Dort haben am Freitag die Mitarbeiter der Lebenshilfe zusammen mit Kindern, Eltern, Erzieherinnen und Vertretern der Gemeinde die Eröffnung gefeiert.

In dem zweistöckigen Containerkomplex, der ursprünglich Grundschülern als Ausweichquartier gedient hat, würden derzeit 80 Mädchen und Buben in Krippe, Kindergarten und Hort betreut, berichtete Edith Dieterle, die Geschäftsführerin der Lebenshilfe in Starnberg. Und auch dort steht noch eine Erweiterung bevor. Nach den Sommerferien sollen es mehr als 100 Plätze sein, kündigte Dieterle an. In dem Kinderhaus wird großer Wert auf die Inklusion gelegt, auf das möglichst selbstverständliche Zusammenleben von Kindern mit und ohne Behinderung also. "Mein Kind soll lernen, dass es normal ist, verschieden zu sein", beschrieb die Leiterin Ilse Hoffmann einen Gedanken, der Eltern bewogen haben kann, Sohn oder Tochter bei ihr anzumelden. Diese Art der Integration nannte sie in ihrer Ansprache vor etwa 200 Gästen der Eröffnungsfeier ein "Modell der Zukunft". In dem Haus wird noch eine andere Art der Integration gelebt. Laut Hofmann werden dort Kinder aus 22 verschiedenen Nationen betreut. In ihrem multinationalen Team sind Mitarbeiter aus sechs Nationen.

Das aus 87 Stahlmodulen zusammengeschraubte Gebäude steht seit sechs Jahren auf der Wiese mitten in Gauting. Besuchern fällt drinnen kaum mehr auf, dass es sich eigentlich um ein Provisorium handelt; nur der Boden federt vielleicht ein bisschen mehr als in einem gemauerten Haus. Zu Kauf und Umbau der Container steuert der Freistaat 182 000 Euro bei, teilte die CSU-Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig aus Feldafing am Freitag mit. Die Außenanlagen sind mittlerweile schön hergerichtet, Spielplätze mit Klettergerüsten wurden angelegt, acht Platanen hat die Gemeinde pflanzen lassen.

Das Haus der Lebenshilfe ist ein weiteres Mitglied der "pädagogischen Familie" in Gauting, wie Bürgermeisterin Brigitte Kössinger das breite Angebot in der Gemeinde nannte. Eltern haben dort die Auswahl zwischen vielen verschiedenen Konzepten der unterschiedlichsten Träger von den Kirchen und der Diakonie bis zum Eltern-Kind-Programm oder der Arbeiterwohlfahrt. Es gibt besonders kleine Gruppen wie in der Villa Fantasia, die in den nächsten Wochen ihr derzeitiges Angebot von 54 Plätzen nochmals erweitern will, oder Betreuung im Freien im Waldkindergarten.

Im Sozialamt im Rathaus geht man davon aus, dass in der nächsten Zeit noch mehr Plätze benötigt werden. Das geht aus den Prognosen hervor, die Amtsleiter Francesco Cataldo den Gemeinderäten in der Sitzung am Dienstag vorgelegt hat. Verschiedene Möglichkeiten prüft er derzeit. So laufen Gespräche mit dem Starnberger Kreisverband des Roten Kreuzes über einen Neubau im Bereich des Mehrgenerationencampus, wie das geplante Altenheim an der Starnberger Straße zwischen Ortsrand und Lidl-Markt genannt wird. Auch eine Erweiterung oder ein Neubau des Waldorfkindergartens an der Tassilostraße in der Villenkolonie kommen in Frage. Die Sozialstiftung der Gemeinde hat das Haus mit Grundstück vor einigen Jahren gekauft.

Ob dann der Bedarf für lange Zeit gedeckt ist, bleibt fraglich. Denn auf der freien Fläche hinter dem ehemaligen Firmengebäude von Apparatebau soll ein Neubaugebiet mit Wohnungen entstehen, die auch für Familien bezahlbar sind. Und wie sich der Zuzug von Asylbewerbern auswirkt, ist noch kaum abzuschätzen.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: