Angesichts leer stehender und zum Teil verfallener Altbauten in guter Lage mitten im Ort ist die Ungeduld der Gautinger groß, dass sich da endlich etwas tut. Warum denn die Gebäude auf dem Grill-Grundstück am Hauptplatz noch immer nicht abgerissen seien, hieß es etwa in einer E-Mail an Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. Am 5. Mai ist diese Beschwerde im Rathaus eingegangen, allerdings nicht in dieser Woche, sondern vor einem Jahr. Da war die neue Rathauschefin erst ein paar Tage im Amt. Die Reste einer alten Tankstelle stehen immer noch, der Abriss ist nicht einmal beantragt und Kössinger muss feststellen, dass manches länger dauert, als sie erwartet hatte. Eine Übersicht über ihre wichtigsten Baustellen nach einem Jahr an der Spitze des Rathauses.
Grundschule
Bei der Verwertung des Schulgrundstücks an der Bahnhofstraße fängt die Gemeinde noch mal fast bei null an. Fünf Jahre nach der Schließung wegen massiver baulicher Mängel steht der Altbau immer noch, wer dort einmal baut, ist noch offen. Architekten und Investoren haben zwar ihre Ideen für ein Wohn- und Geschäftshaus präsentiert, die Gautinger durften ihre Meinungen dazu äußern, aber die Suche nach einem geeigneten Käufer geht weiter. Bürgermeisterin Kössinger will die Beraterfirma Drees & Sommer beauftragen, einen Wettbewerb auszuschreiben. "Das ist eine begehrte Lage, ein Filetgrundstück", weiß sie. Eine Handvoll Interessenten haben sich schon im Rathaus gemeldet, bis aus Hamburg kommen Nachfragen. Die Bürgermeisterin hofft, dass der Verkauf noch heuer über die Bühne geht. Die Einnahmen sollen in einer Größenordnung von fünf Millionen Euro liegen.
Bahnhof
Noch eine Immobilie, die eigentlich Geld in die kommunale Kasse bringen soll. Das Bahnhofsgebäude mit 22 000 Quadratmetern Umfeld gehört seit mehr als acht Jahren der Gemeinde, eine Verwertung hat derzeit im Rathaus aber nicht die oberste Priorität. Das Regionalwerk hat in dem Empfangsgebäude seinen Sitz, die schon lange geräumte Pizzeria dient immerhin gelegentlich kulturellen Zwecken. Dafür tut sich nebenan etwas. Eine Toilettenanlage und ein schlichter Bau mit zwei Läden sind abgerissen, um Platz zu schaffen für ein Kino und ein Geschäftshaus. Allerdings hat sich nun herausgestellt, dass die Beseitigung von Altlasten eine Menge Geld kostet. Ob die Bahn als Vorbesitzer sich beteiligt, ob der Kinobetreiber Matthias Helwig etwas bezahlen muss und wie viel an der Gemeinde hängen bleibt, ist noch zu klären. Das werde wohl ein Fall für die Anwälte, sagte Bürgermeisterin Kössinger in ihrer Jahresbilanz am Dienstag.
Grill-Grundstück
Nach dem langen und teilweise hitzig ausgefochtenen Kampf um Baurecht auf dem sogenannten Grill-Grundstück an der Würm ist ein Beginn der Bauarbeiten immerhin in Sicht. Auch hier soll ein Wohn- und Geschäftshaus mit einem 700 Quadratmeter großen Laden im Erdgeschoss entstehen. Wie das aussehen soll, ist einem Bebauungsplan zu entnehmen, der noch bis zum 22. Mai im Rathaus ausliegt. "Die werden dieses Jahr noch anfangen zu bauen", glaubt die Bürgermeisterin. Sie hätte sich gewünscht, dass der Abriss des noch stehenden Altbaus schon längst beantragt worden wäre, um wenigstens ein Zeichen zu setzen.
Salettl
Auch dieses hübsche Nebengebäude beim Schloss Fußberg ist ein beliebtes Streitobjekt in der Gautinger Kommunalpolitik. Dort geht es nun lebhaft zu, denn das Salettl dient übergangsweise als Kinderkrippe, die später in das Container-Kinderhaus auf der Postwiese umzieht. Den Buben und Mädchen gefällt es im Schlosspark so gut, dass sie am liebsten dort bleiben würden, erzählte Kössinger. Später soll aber dort ein Café einziehen. Der Gautinger Architekt Christian Hadlich hat ein Konzept dafür vorgelegt. "Was dabei rausgekommen ist, ist sehr ermutigend", findet die Bürgermeisterin.