Etwas gedämpfter als noch vor einem Jahr ist der Rechenschaftsbericht der Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger bei der Unterbrunner Bürgerversammlung aus. Die positiven Nachrichten zuerst: Das Einkommenssteueraufkommen ist um knapp 1,5 Millionen Euro auf 16,8 Millionen Euro gestiegen. Das freute die 40 Bürger, die sich im Stüberl der Mehrzweckhalle versammelt hatten. Doch schon folgt der Schock. Die Gewerbesteuer ist um 1,3 Millionen Euro gesunken und liegt nun mit 4,7 Millionen etwa gleichauf mit 2010, als die Finanzkrise voll durchschlug. Ein Unternehmen habe die Gemeinde verlassen, ein großer Steuerzahler baue um und könne die Investitionen geltend machen, erklärte sie.
Höchste Zeit also, das Gewerbegebiet am Flughafen Oberpfaffenhofen zu realisieren. Auch wenn die ersten Jahre keine Steuern fließen würden, wäre es eine notwendige Investition in die Zukunft. Der geplante Umgriff von 80 Hektar bedeute nicht, dass das Gewerbegebiet dieses Ausmaß habe. Ein Teil des Waldes werde erhalten und zusammen mit Begrünung bleiben etwa zwei Drittel der Fläche unbebaut. Das Gewerbegebiet selbst werde etwa so groß wie Gilching-Süd.
Dass sich die Schulden um eine halbe Million Euro reduziert haben und sich laut Entwurf für 2016 um eine weitere halbe Million verringern, klingt wieder ganz gut. Zumal auch die Verbindlichkeiten, die außerhalb des Gemeindeetats laufen, abnehmen. In punkto Finanzierung der Umgehungsstraße Ober-/Unterbrunn steht Gauting noch mit rund 2,8 Millionen Euro in der Kreide. Für die Sanierung der Grundschule müssen noch knapp sieben Millionen finanziert werden und für die Wunderl-Grundstücke stehen noch 5,65 Millionen Euro aus.
"So langsam müssen wir den Wunderl-Hof verkaufen", sagte Kössinger und auch beim alten Grundschulgebäude an der Bahnhofstraße dränge die Zeit. Bei der Entsorgung der Altlasten am Bahnhof ist die Gemeinde glimpflich davon gekommen. Statt der Million, die zuerst befürchtet worden war, werden jetzt möglicherweise nur 75 000 Euro zu Buche schlagen.
Doch schon wieder gibt es Unwägbarkeiten bei den Grundschulen. Beim Umbau des Querriegels an der alten Realschule neben dem Rathaus müssen weitere Klassenzimmer eingerichtet werden. Denn die Schülerzahlen wachsen. Und die Kinderbetreuung ist auch bereits wieder am Limit. Die Turnhalle der neuen Realschule sei wieder saniert, berichtete Kössinger. "Die Unterbrunner haben uns gerettet", sagte sie und bedankte sich für die Überlassung der Mehrzweckhalle für den Sportunterricht. Die Reparaturen an den Fensterverschlüssen in der Realschule, die im vergangenen Schuljahr die Sorgen noch vergrößert hatten, seien "fast fertig".
Bei jungen Familien ist Gauting sehr beliebt. Die großen Grundstücke werden geteilt und es wird stark verdichtet. Auch die Einwohnerzahlen in den Ortsteilen steigen. "Wir müssen in den kommenden Jahren mit weiterem Zuzug rechnen. Und wir wissen noch nicht, wie viele Flüchtlinge mit Kindern zu uns kommen", sagte Kössinger. In Gauting wohnen jetzt 258 Einwohner mehr, mit 20 830 Bürgern braucht Gauting bei der nächste Wahlperiode 30 Gemeinderäte. Damit steht dann die Erweiterung des Sitzungssaales an.
Sehr erfreulich für die viele Unterbrunner war die Nachricht, dass bis zum nächsten August die Internetverbindungen schneller werden. Die neuen Kabel der Telekom sollen bis zu 50 Megabit pro Sekunde bringen. Der Förderbescheid sei eben eingetroffen, so Kössinger. So gibt es einen Zuschuss von 208 000 Euro, für die Gemeinde bleiben somit 145 000 Euro, sagte sie. Irritiert zeigte sie sich über die Stadtwerke München und das Landratsamt, wegen der Sperrung der Hauser Straße. Der Bau der Gasübergabestation an der Hangkante von Königswiesen sei notwendig, doch die Sperrung der Straße zur selben Zeit, da auch die Waldkreuzung zu ist, sei ohne Zutun der Gemeinde erfolgt. "Wir wurden gar nicht gefragt und haben davon erst durch wütende Anrufer erfahren", sagte sie.