Gauting:Festival mit Friedensglocke

Lesezeit: 2 min

Das Afrika-Karibik Kulturfestival in Gauting, das zum ersten Mal stattfindet, ist so bunt und vielfältig wie Besucher und Teilnehmer

Von Lilly Werny, Gauting

Illam Dahirs gelbes Dirndl umspielt ihre Beine, während sie zu afrikanischer Musik tanzt. An den Ständen um sie herum gibt es große und kleine Trommeln, bunte Gewänder und Schmuck. Es riecht nach Leder. Zum ersten Mal hat vergangenes Wochenende in Gauting ein Afrika-Karibik Kulturfestival stattgefunden. Etwa 50 Gautinger zog es deshalb am Samstagmittag auf den Schulhof der Josef-Dosch-Grundschule.

Dahir ist in Somalia geboren, sie kam bereits als kleines Kind nach Deutschland. Für das Gautinger Festival ist sie extra von Augsburg angereist. "Ich möchte meinem Sohn die afrikanische Kultur zeigen", sagt sie. Mit der bayerischen Tracht und der afrikanischen Herkunft steht sie für das, was die Veranstalter mit dem Festival erreichen möchten: den interkulturellen Austausch.

"Verschiedene Kulturen sollten sich ergänzen und gegenseitig bereichern", sagte Prinz Claude Mukadi von Abomey in Benin, Schirmherr der Veranstaltung. Flüchtlinge müssten die deutschen Gepflogenheiten akzeptieren, doch sie müssten ihre eigene Kultur dafür nicht aufgeben. Mit seiner Organisation Bell Amani will er ein Symbol gegen Waffengewalt und für den Frieden setzen. Bei Projekten wie dem Afrika-Karibik Festival in Gauting läutet er dafür eine Friedensglocke.

Hanna Prokop und Salim Mapapa vom Verein Kenya Coast Cooperative (KCC) haben das Event gemeinsam mit vielen Helfern und Vereinsmitgliedern organisiert. "Wir wollen den Gautingern unsere Kultur zeigen", sagte Mapapa. Außerdem will der Verein laut Prokop die Kinder in Afrika unterstützen, denn der Erlös der Veranstaltung soll für den Bau einer Schule in Kenia genutzt werden. Hierfür fliegt ein Vereinsmitglied des KCC nach Afrika, um sich vor Ort davon zu überzeugen, dass das Geld auch wirklich ankommt. Prokop veranstaltet seit einigen Jahren Feste, bei denen Geld für Projekte gesammelt wird und afrikanische Feste gefeiert werden. "So fühlen sich die Leute wie Zuhause", erklärt sie. Die gebürtige Kenianerin lebt seit beinahe 30 Jahren in Deutschland und seit vielen Jahren in Gauting. An ihrem Herkunftsland vermisst sie "die Sonne im Winter".

Über den Schulhof klangen am Samstag nicht nur afrikanische Rhythmen, sondern auch dumpfe Trommelgeräusche. Viele Kinder legten hier selbst Hand an, auch der vierjährige Amadeus. Ihm bereitete das Trommeln großen Spaß. Andere Besucher sahen Mapapa bei einer kleinen Feuershow zu. Badou Ndiouck und Ibnahima Tnaove aus Senegal genossen die afrikanische Musik, die sie sehr lieben und vermissen. "Ich finde es schade, dass nicht mehr Flüchtlinge aus Afrika da sind", sagte Brigitte von Kienlin, eine Besucherin. "Denn heute ist ein toller Anlass, Berührungsängste abzubauen."

Allerdings waren am Samstagmittag generell nicht so viele Besucher wie angenommen da. Daran dürfte auch der Eintrittspreis von sechs Euro nicht ganz unschuldig gewesen sein. Prokop betonte aber, dass man zur Live-Musik am Abend deutlich mehr Menschen erwarten würde, darunter auch Flüchtlinge, die mit drei Euro ermäßigten Eintritt zahlen.

Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) schaute sich das Fest auch an. "Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingssituation begrüße ich solche Initiativen wie das Afrika-Festival ausdrücklich", sagte sie. Es helfe dabei, sich gegenseitig kennenzulernen. Ihr gefiel, dass viele Stände Besonderheiten aus einem bestimmten afrikanischen Land verkauften.

So gab es zum Beispiel Holzschnitzereien und Specksteine aus Kenia. Solange Spangler-Koukou verarbeitet Stoff von der Elfenbeinküste zu Schuhen, Schmuck und Kleidung. So will sie die ausgefallenen afrikanischen Muster alltagstauglich machen und den deutschen Einkäufern näher bringen. Neben afrikanischem Brot, scharfen Gerichten und fruchtigen Cocktails gab es aber auch das Bier, natürlich bayerisches Bier. Prokop und dem KCC gelang es, die bayerische und die afrikanische Kultur miteinander zu verbinden. Wenn das kein Anfang ist.

© SZ vom 07.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: