Damit schneller Hilfe kommt:Eine Adresse im Wald

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Wo bin ich? Spaziergänge im Wald sind reine Erholung. Aber was, wenn ein Unfall passiert? Nummerierte Schilder an den Forstwegen sollen jetzt die Orientierung erleichtern. (Foto: STA)

Nummerierte Schilder an den Forstwegen sollen Rettungsdiensten die Orientierung erleichtern. Gerade bei den gefährlichen Arbeiten nach Stürmen kann diese Hilfe lebensrettend sein

Von Blanche Mamer, Gauting

Bei Unfällen im mitten im Wald kann es ein großes Problem sein, einen Verletzten überhaupt zu finden. Ob sich zum Beispiel ein Waldarbeiter beim Baumfällen verletzt oder eine Radlerin stürzt, die allein unterwegs ist: für die Ersthelfer, die einen Rettungsdienst alarmieren wollen, ist es oft schwierig, ihren Standort zu benennen, gerade in einem großflächigen Gebiet wie etwa dem Forstenrieder Park.

Daher wird bayernweit eine "Rettungskette" installiert; das ist ein System von nummerierten Schildern, die an den Wegen in Abständen von bis zu drei Kilometer aufgestellt werden. In Kooperation mit dem Innenministerium entsteht so seit Jahren ein landesweit einheitliches System mit etwa 15 000 Treffpunkten.

STA-2033 kann Leben retten

Der erste markierte Rettungstreffpunkt in einem Gemeindewald im Landkreis Starnberg befindet sich südlich von Buchendorf. Revierförster Florian Mergler hat zusammen mit der Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger, Stephan Gampe vom Forstamt und Martin Fink von der Waldbesitzervereinigung Starnberg das Schild mit der Aufschrift "STA-2033" angebracht. "Diese Nummer kann Leben retten und ist wie eine Adresse im Wald", sagt Mergler. Sie werde auch in Wander- und Radlkarten eingetragen und sei bei allen Rettungsdiensten notiert. Bei einem Notruf müsse nur die Nummer mitgeteilt werden, damit die Rettungskräfte ohne Verzug zum Unfallort kommen.

Allein Im Landkreis Starnberg wird es 84 Rettungstreffpunkte geben, 13 davon im Gemeindebereich Gauting. Sie werden gut sichtbar in Augenhöhe angebracht, Spaziergänger und Jogger sollten sich die Kennzeichen notieren oder merken, empfehlen die Forstleute. Ergänzt wird das System durch eine kostenlose App für Smartphones "Hilfe im Wald". Sie wird sukzessive mit den fertiggestellten Rettungstreffpunkten aktualisiert. Wo diese Standorte sind, ist im Internet nachzusehen (www.rettungskette-forst.bayern.de).

"Durch den Orkan Niklas haben wir Druck bekommen, die Rettungskette so schnell wie möglich umzusetzen", sagte Gampe. Denn nach einem solchen Sturm sei das Arbeiten im Wald besonders gefährlich. Allein in den vergangenen vier Wochen habe es drei schwere Unfälle gegeben, einer davon im Landkreis Starnberg. Bei der Forstverwaltung rechne man, dass es beim Fällen von 100 000 Festmeter Holz statistisch einen Schwerverletzten gebe, bei einer Million Schadholz-Meter gehe man von einem Todesfall aus. Darum sollen in Zukunft alle Waldarbeiter die Nummer ihres Rettungstreffpunktes bei sich tragen. Da sie in Teams arbeiten, soll einer beim Verletzten bleiben und einer am Treffpunkt warten, um Notarzt und Feuerwehr zum Unfallort zu lotsen, erklärte Mergler. Wie Fink berichtet, standen nach dem Orkan Niklas genügend schwere Maschinen zur Verfügung; das habe die Aufräumarbeiten erleichtert und auch die Gefahr verringert, die beim Anheben von umgestürzten Baumstämmen auftrete.

Für Bürgermeisterin Kössinger zählt auch, dass Spaziergänger, Jogger und Radler nun mehr Sicherheit genießen. Schließlich könne schon der Stich einer Biene oder ein angeknackster Fuß zum Problem werden, wenn ein Arzt nicht schnell genug zur Stelle sei. Fink weist darauf hin, dass viele Waldliebhaber Gefahren nicht mehr erkennen. "Wenn wir früher im Wald unterwegs waren und das Geräusch einer Motorsäge hörten, wussten wir, dass in der Nähe Bäume gefällt wurden. Also blieben wir auf Abstand. Heute kommen die Spaziergänger nah heran, schauen, fotografieren sogar mit dem Handy", sagt Fink und appelliert, sich von Baumfällungen fern zu halten.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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