Gauting:Ein Ort des Gedenkens

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143 Grabsteine stehen auf dem Jüdischen Friedhof. Dieser soll nun mittels neuer Öffnungszeiten mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. (Foto: Franz X. Fuchs)

Der Jüdische Friedhof in Gauting wird künftig für Besucher geöffnet

Von Blanche Mamer, Gauting

Durch das Gittertor mit dem Davidstern schaut man auf einen geraden von Birken flankierten Weg und lange Reihen von steinernen Grabstätten. Und ganz am Ende, schon fast im Wald, sieht man ein großes Denkmal. Aus der Nähe betrachten kann man die schmucklosen grauen Grabsteine auf den Jüdischen Friedhof in Gauting jedoch nicht. Es sei denn, man kennt den Schleichweg über den Waldfriedhof: Nur durch eine schmale versteckte Lücke in der Hecke kann man zu den 143 Grabsteinen gelangen, die bis zum Mai 1945 zurückgehen.

Das soll sich aber nun ändern. Der Hauptausschuss der Gemeinde hat einhellig beschlossen, den Jüdischen Friedhof, der direkt an den Waldfriedhof an der Planegger Straße grenzt, für Besucher zu öffnen. Die Zeiten werden an die des gemeindeeigenen Friedhofs angepasst. Auf Vorschlag der Verwaltung hat der Ausschuss zugestimmt, das Friedhofstor in den Wintermonaten von November bis Februar von 8 bis 17 Uhr, März und Oktober von 7 bis 18 Uhr und April und September von 7 bis 19 Uhr offen zu halten. Besondere Angaben für die Sommermonate gibt es nicht; der Waldfriedhof ist indes von April bis Oktober von 7 bis 20 Uhr offen. Ausgelöst wurde die Entscheidung durch einen Vorschlag des Rotary Clubs Würmtal, der den Jüdischen Friedhof als historischen Gedenkort gewürdigt sehen wollte. Die Rotarier wollen das mit zwei Informationstafeln zur Geschichte und zur Entstehung erreichen.

Der Friedhof ist unmittelbar nach Kriegsende als Folge des Zweiten Weltkrieges entstanden. Nach dem Todesmarsch vom KZ Dachau durch das Würmtal kamen Überlebende ins Hospital für Displaced Persons in Gauting; für die verstorbenen Patienten stellte die Gemeinde das Grundstück zur Verfügung. Seit den 80er Jahren werden auch Bürger der umliegenden Gemeinden hier beigesetzt. Nach jüdischem Ritus dürfen Gräber nicht aufgelassen werden, sondern haben ewigen Bestand. Seit 2013 wird die Anlage von der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten, Abteilung KZ-Friedhöfe, betreut sie wird zusammen mit dem Rotary Club die Tafeln finanzieren, aufgestellt werden sie von der Gemeinde.

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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